An den Schulen Baden-Württembergs wird die Verbraucherbildung ab kommendem Schuljahr nach und nach als sogenannte Leitperspektive fest in den Unterricht aller Fächer und Stufen verankert. Die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg unterstützt dies mit der Entwicklung geeigneter Unterrichtsmaterialien. Was sie sich davon verspricht, erklärt Projektleiter Dr. Eckhard Benner im Interview.
1. Herr Dr. Benner, können Sie uns kurz erklären, was sie machen?
Mein Team und ich entwickeln derzeit Materialien für den Unterricht zu Verbraucherthemen, die sich am neuen Bildungsplan für Baden-Württemberg ausrichten. Dafür gibt es derzeit einen großen Bedarf, weil die Verankerung dieser Themen im Unterricht in diesem Umfang Neuland ist. Dank Förderung durch das hiesige Verbraucherschutzministerium konnten wir drei ausgebildete Lehrkräfte und eine Oecotrophologin einstellen, die auch schon viel geleistet haben: Erste Unterrichtsmaterialien werden wir ab kommenden Monat über unsere Website kostenfrei bereitstellen.
2. Für welche Fächer und welche Jahrgänge?
Starten werden wir zunächst mit Materialien für die Jahrgangsstufen 1 und 2 sowie 5 und 6 und das aktuell für die Fächer Deutsch, Mathematik, Geografie, Geschichte und Englisch. Später kommen Materialien für die Fächer Wirtschaft und Alltagskultur, Ernährung und Soziales (AES) dazu. Inhaltlich stützen wir uns in den Materialien auf Erkenntnisse aus unserer Beratungsarbeit. Da werden wir jeden Tag mit etlichen Verbraucheranliegen konfrontiert, die wir jetzt lebensnah und altersgerecht für den Schulunterricht aufbereiten.
3. Was für Fragen klären Sie mit Ihren Materialien?
Es geht uns um grundlegende Alltagskompetenzen. In den Klassen 5 und 6 beschäftigen sich die Jugendlichen im Deutschunterricht zum Beispiel kritisch mit Werbetexten, gleichen die dort gemachten Versprechen mit der Realität ab. Ähnlich machen wir das im Geografieunterricht mit dem Thema Tourismus: Da fragen wir, wie eine Region oder Stadt beworben wird und wie es dort tatsächlich aussieht. Im Matheunterricht der 2. Klasse beschäftigen sich die Kinder mit Grundpreisen und setzen sich altersgerecht mit Relationen auseinander. Dabei sind unsere Materialien auch stufenübergreifend ausgelegt.
4. Reichen solche Materialien zur Gestaltung guten Unterrichts aus?
Der neue Bildungsplan fordert ja alle Lehrkräfte auf, die Verbraucherbildung in ihrem Fach unterzubringen. Das ist sehr positiv, und zugleich eine riesige Herausforderung. Deswegen entwickeln wir auch Fort- und Weiterbildungsmaterialien für die Lehrkräfteseminare. Wir sind der passende Partner dafür, weil wir als Verbraucherzentrale das nötige Praxiswissen mitbringen und die Themen aus Sicht der Verbraucher angehen.
5. Verbraucherthemen ändern sich oft rasant. Da droht Ihr Material schnell zu veralten. Wie gehen Sie damit um?
Wir wünschen uns, dass wir für zunächst die nächsten sieben, acht Jahre, in denen der neue Bildungsplan sukzessive umgesetzt wird, dessen Einführung begleiten können. Ich persönlich denke, dass darin eine riesige Chance liegt – dafür, dass kein Jugendlicher die Schule mehr ohne fundierte Konsumkompetenzen verlässt.