Schon in der Grundschule kann der Grundstein dafür gelegt werden, dass kleine Kinder gesund groß werden. Das Programm „Klasse2000“ unterstützt sie bei diesem Prozess. Es ist das in Deutschland am weitesten verbreitete Unterrichtsprogramm zur Gesundheitsförderung sowie Sucht- und Gewaltvorbeugung für Grundschüler.
Der aktuelle DAK-Präventionsradar zur Kinder- und Jugendgesundheit zeigt, dass sich Bewegungsmangel und schlechte Ernährung bei Kindern und Jugendlichen zu immer ernsteren Problemen entwickeln. Die Studie untersucht jährlich das körperliche und psychische Wohlbefinden sowie das Gesundheitsverhalten von Kindern und Jugendlichen im Alter zwischen zehn und 17 Jahren. Lediglich ein Drittel der Befragten war täglich aktiv genug, um den nationalen Empfehlungen zu Bewegung zu entsprechen. Jedes fünfte Schulkind trinkt regelmäßig Energydrinks – mit negativen Folgen für die Gesundheit.
Bei solchen Problemstellungen kann Gesundheitsbildung ansetzen, um Schülerinnen und Schülern zu einem gesünderen Leben zu verhelfen. Bereits 2017 wurde der „Nationale Aktionsplan Gesundheitskompetenz“ ins Leben gerufen, der Fachleute aus Wissenschaft und Praxis auf Einladung der Universität Bielefeld und der Hertie School of Governance in Berlin versammelte. Unter Schirmherrschaft des Bundesministers für Gesundheit hatten sie über ein Jahr lang alle wissenschaftlichen Studien zu diesem Thema gesichtet und daraus Empfehlungen abgeleitet, um die Gesundheitskompetenz deutschlandweit zu verbessern. Empfehlung Nummer eins: Das Erziehungs- und Bildungssystem in die Lage versetzen, die Förderung von Gesundheitskompetenz so früh wie möglich zu beginnen.
Früher Beginn, frühe Erfolge
Mit „Klasse2000“ erfahren Grundschulkinder zeitig, was sie selbst tun können, damit es ihnen gut geht und sie sich wohlfühlen. „Klasse2000“ ist das am weitesten verbreitete Unterrichtsprogramm zur Gesundheitsförderung, Sucht- und Gewaltvorbeugung in der Grundschule. Die Herausforderung ist es, Kinder auch wirklich zu erreichen. Das Programm möchte deshalb nach eigenen Angaben nicht mit „erhobenem Zeigefinger“ daherkommen, sondern die Kinder viel selbst ausprobieren und experimentieren lassen und ihnen spielerisch Wissen vermitteln.
Bei „Klasse2000“ geht es um Ernährung, Bewegung, Gewalt und Suchtvorbeugung. In dem Programm werden Fragen aufgeworfen, die Kinder in der Grundschule schon beschäftigen: Wie funktionieren eigentlich Atmung, Herz und Verdauung? Was braucht das Gehirn, um gut lernen zu können? Wie gehe ich mit Stress um? „Klasse2000“ begleitet Kinder in der Regel von der ersten bis zur vierten Klasse und setzt dabei auf die Zusammenarbeit von Lehrkräften und externen Gesundheitsförderern. Die durch das Programm geschulten Honorarkräfte mit Hintergrund im Bereich Gesundheit oder Pädagogik führen neue Themen in einer Klasse ein, die die Klassenlehrer dann im Nachhinein vertiefen können. Dafür gibt es entsprechende Unterrichtvorschläge und Materialien. Circa fünf Unterrichtseinheiten werden pro Schuljahr eingeplant. Die übergeordneten Themenfelder lauten: Gesund essen und trinken, bewegen und entspannen, sich selbst mögen und Freunde haben, Problem und Konflikte lösen, kritisch denken und nein sagen.
Positive Praxiserfahrung
Im Schulalltag funktioniert das gut, wie beispielsweise die Erfahrungen an der Bodelschwinghschule Warendorf zeigen. Die Grundschule hat das Gesundheitsförderprogramm fest im Schulprogrammverankert – mit Erfolg. „Ich finde es toll, dass wir bei ‚Klasse2000‘ gelernt haben, wie man sich gesund ernährt. Wir haben sogar mal mit der ganzen Klasse ein gesundes Frühstück zubereitet“ sagte die junge Lynn im Jahr 2018 als sie in Warendorf die dritte Klasse besuchte. Auch zwei Jahre später ist „Klasse2000“ nach wie vor wichtiger Bestandteil des Unterrichts. Das hat unter anderem der Bodelschwinghschule wiederholt die Auszeichnung „Verbraucherschule“ eingebracht. Für Schulleiterin Dorothee C. Pinkhaus sind solche Programme wichtig, um Schülerinnen und Schüler gut auf das Leben vorzubereiten: „In unserer heutigen vom digitalen Wandel geprägten Zeit sollte Kindern schon früh ermöglicht werden, Alltagskompetenzen zu erlernen und einen kritischen Blick auf Konsumentscheidungen zu werfen. Mit unseren Grundschülern gelingt dies aktiv, anschaulich und mit viel Spaß unter anderem im Projekt ‚Klasse2000‘.“
Schirmherren und Paten
Der Kabarettist und Moderator Dr. Eckart von Hirschhausen engagiert sich seit 2011 als ehrenamtlicher „Klasse2000“-Botschafter. Bildung und Gesundheit hängen für ihn eng zusammen, gesundheitliche Aufklärung und Bildung sei der größte Hebel für die Lebenserwartung, sagt er in einem Interview. „Wir sind so stolz darauf, das Land der Dichter und Denker zu sein, aber die Hälfte der Bevölkerung weiß nicht, wann ein Fieber anfängt, wie man im Netz Sinn und Unsinn unterscheiden kann oder wie man einen Beipackzettel liest. Das müssen wir ändern.“
„Klasse2000“ wird über Spenden und Fördergelder finanziert, vor allem über Patenschaften für einzelne Klassen. Um beim Programm mitmachen zu können, benötigt jede Klasse einen Paten, der die Teilnahme mit einer Spende in Höhe von 220 Euro (pro Schuljahr) ermöglicht. Der Patenschaftsbetrag deckt die Kosten für den Einsatz der Gesundheitsförderer, die Entwicklung und Herstellung des Unterrichtsmaterials, den Versand, die Evaluation und die Organisation des Programms
Weitere Projekte zur Gesundheitsförderung in Schulen
Bundeslandspezifisch gibt es zahlreiche weitere Angebote, die Ernährung, Gesundheit und Prävention an Schulen unterstützen. Die Datenbanken des Deutschen Bildungsservers können dazu einen ersten Einstieg liefern. Krankenkassen bieten vielerorts ebenfalls Präventionsangebote für Schulklassen. Für Schulen, die sich Ihr Engagement zertifizieren lassen wollen, ist das von der Landesvereinigung für Gesundheit Sachsen-Anhalt gestartete „Audit Gesunde Schule“ im Angebot.