Wir stellen regelmäßig vor, wie Schulen aus dem Netzwerk Verbraucherbildung diese im Schulalltag umsetzen. Nachmachen erlaubt.
Ein eigenes Schwimmbad wird es wohl nicht werden. Doch in der Regel wissen die rund 450 Schülerinnen und Schüler der Grundschule an der Bäke in Berlin ziemlich gut, wofür sie die 1.500 Euro nutzen möchten, die der Senat über die Servicestelle Jugendbeteiligung für sie parat hält. Geld, das dazu dienen soll, die Schule noch attraktiver zu machen. Ganz nebenbei findet die Demokratiebildung so ihren Weg in die Grundschule. Baumaßnahmen können nicht beschlossen werden, wohl aber welche Spiele oder Einrichtungsstände angeschafft werden. Die Schülerinnen und Schüler freuen sich über das Wunschkonzert. Besonders aber genießen sie die Möglichkeit, gehört zu werden und den Ort mitzugestalten an dem sie einen wesentlichen Teil ihrer Woche verbringen.
Im Überblick
- Thema: Schüler:innen Haushalt
- Handlungsfelder: Finanzen, Nachhaltigkeit
- Klassenstufe: Klassen 3 bis 6
- Lebensweltbezug: Bürgerschaftliches Engagement/Beteiligung
- Umfang/Dauer: wöchentlich
- Methoden: Partizipation, Teamarbeit
Herangehensweise und Umsetzung
„So wird Demokratie erlebbar“, wissen die Mütter und Väter der Idee bei der Servicestelle Jugendbeteiligung. Diesen Aspekt hebt auch Jana Rieger hervor, die das Projekt an der Grundschule an der Bäke begleitet. „Wir möchten einen Beitrag dazu leisten, dass sich die Kinder später bürgerschaftlich engagieren. Das aber müssen sie lernen“, hebt sie hervor. Auch sie ist überzeugt, dass Demokratiebildung nicht früh genug beginnen kann. Es gilt durch Jugendbeteiligung an demokratische Spielregeln heranzuführen und die Erfahrung zu ermöglichen, dass es sich lohnt, sich einzubringen und einzumischen.
Rund 25 Schülerinnen und Schüler der Grundschule gehören dem Planungsteam dieses Projekts, das regelmäßig tagt, an. Wer dazu gehören möchte, muss sich bewerben. „Da muss dann schon mehr drin stehen als der Hinweis, dass man Spaß daran habe“, versichert Jana Rieger. An der Tatsache, dass sich ein Kind eventuell nicht perfekt ausdrücken kann oder noch nicht fließend schreibt, scheitert eine solche Bewerbung dagegen nicht. Auf die Bereitschaft zum ernsthaften Engagement kommt es an.
Das so entstandene Gremium unterstützt die Arbeit des regulären Schüler:innenparlament und übernimmt die Aufgabe der Wahlleitung. Es fordert die Mitschülerinnen und -schüler auf, ihre Wünsche kundzutun. Nicht selten geschieht dies per Megafondurchsage auf dem Schulhof. Wer eine Idee hat, schreibt sie auf und wirft sie in den dafür eigens bereitgestellten Briefkasten. Mindestens zwei Befürworter muss ein Wunsch finden, damit er auf dem langen Wahlzettel landet. Nachdem das Planungsteam bereits grob geprüft hat, was realistisch erscheint, werfen Schul- und Hortleitung, aber auch der Hausmeister einen Blick darauf und geben grünes Licht. Demokratiebildung zum Anfassen. Die finanzielle und organisatorische Umsetzbarkeit und Fragen der Sicherheit gelten dabei als wesentliche Kriterien.
Die Palette der Begehrlichkeiten ist reichhaltig. Das Sofa im Klassenzimmer taucht dabei ebenso auf wie „richtige“ Fußbälle, Uhren für die Klassen, eine Schaukel oder Dekorationsgegenstände und Pflanzen. Zwei Dinge, die auf dem Wahlzettel in Wort und Bild präsentiert werden, darf das „Schulvolk“ bei der vom Planungsteam organisierten Wahl mit „echten“ Wahlkabinen ankreuzen. Wahlhelferinnen und -helfer übernehmen die Auszählung in die tatsächlich auch die Stimmen jener wandern, die am Wahltag fehlen und sich daher für eine Briefwahl entscheiden. Auch sie wissen: Auf jede Stimme kommt es an, wenn es darum geht, die eigene Schule noch attraktiver zu gestalten.
Dass die Grundschule unter anderem für die Umsetzung mit dieser Idee zur Demokratie- und Finanzbildung nun schon dreimal als Verbraucherschule Gold ausgezeichnet wurde, macht nicht nur die Schülerinnen und Schüler, sondern auch die Erwachsenen glücklich. So schreibt die kreidefreie Schule anlässlich der diesjährigen Preisverleihung: „Wir sind sehr stolz auf das Engagement unserer Schülerinnen und Schüler, zumal mit diesem Preis ein langfristiger Einsatz für Nachhaltigkeit, umweltbewusstem Leben und Konsum gewürdigt wird.“