Ein Produkt. Ein Anbieter. Zwei unterschiedliche Preise. Beim Online-Shopping ist das nicht ungewöhnlich. Denn da wissen die Verkäufer oft genau, mit wem sie es zu tun haben – und nutzen das für ihre Preisgestaltung. Wie das funktioniert und wie man sich schützen kann, weiß Dennis Romberg, Referent der Kampagne „Smarte Bürger“ der Technologiestiftung Berlin. Fünf Fragen an ihn.
Herr Romberg, Sie sagen, Produktpreise unterlägen im Internet starken Schwankungen. Wie kommt das?
Weil die Händler, bei denen wir im Netz einkaufen, jede Menge über uns wissen. Wo wir wohnen, welche Produkte wir uns angeschaut haben, wie lange, wie oft – und alle diese Daten nutzen sie zur Gestaltung ihrer Preise. Zugunsten ihrer Gewinne. Zuungunsten des Konsumenten.
Ist das nicht ein alter Hut?
Überhaupt nicht. In unseren Workshops merken wir immer wieder, dass viele Menschen nicht ahnen, wie Preise im Internet zustande kommen und dass diese sehr volatil sind. Es gibt Shops, die erhöhen Montagmorgens ihre Preise, weil sie wissen, dass viele Leute aus dem Wochenende kommen und sich erstmal etwas kaufen. Andere passen Preise dem Wetter an. Bei Regen verlangen sie mehr.
Auch in der Fußgängerzone ändern sich die Preise…
… aber nicht im Sekundentakt, wie das online mitunter geschieht. Und der Preis wird dort auch nicht von der Marke meines Handys beeinflusst oder davon, in welchem Geschäft ich vorher war. Im Netz schon. Viele Anbieter gehen zum Beispiel davon aus, dass Menschen, die über Apple-Geräte online einkaufen, bereit sind, mehr zu zahlen. Wenn die online eine Uhr erwerben wollen, stehen bei denen die Luxusuhren an oberster Stelle der Vorschläge. Wer von einer Preisvergleichsseite kommt, erhält vielleicht ein günstigeres Angebot. Weil die Anbieter meinen, es mit einem Sparfuchs zu tun haben.
Wo ist das Problem?
Dass nicht transparent ist, wie die Preise entstehen. Und dass die Preisgestaltung erheblich schwankt, und zwar auf Grundlage dessen, was die Anbieter über uns wissen. Durch die Daten, die sie von uns gesammelt haben. Wir finden es wichtig, über diese Mechanismen aufzuklären. Das ist Verbraucherbildung par excellence und wichtig, damit politischer Druck entsteht. Damit sich die informationellen Ungleichgewichte zwischen Käufern und Verkäufern im Netz nicht noch weiter zu Lasten der Konsumenten verschieben.
Wie kann man sich gegen dieses Ungleichgewicht wehren?
Zum Beispiel durch Trackingblocker, die die eigenen Spuren im Netz verwischen und durch regelmäßiges Löschen von Cookies. Apps auf dem Smartphone sollte man auch immer möglichst wenig Rechte am Gerät einräumen, um die eigenen Daten zu schützen. Das ist praktischer Verbraucherschutz in Eigenregie, der bares Geld sparen kann. Genau darüber klären wir in unseren Workshops für Schülerinnen und Schüler, Lehrkräfte und Dozenten auf.
Datum: 30.11.2015
„Die Menschen müssen mehr über die Preisgestaltung im Netz erfahren“
Fünf Fragen an… Dennis Romberg von der Kampagne „Smarte Bürger“