Mit allein über 150 Veranstaltungen am ersten Festivaltag lässt sich die Dimension der Themenvielfalt erahnen, die die verschiedenen Vorträge, Workshops, Talks und weiteren Event-Formate der re:publica auszeichnet. Die re.publica Berlin ist das größte Festival Europas für die digitale Gesellschaft. Was hat das aber mit Verbraucherbildung zu tun? Ein Erfahrungsbericht zu Tag 1, der Schlaglichter auf die Frage wirft: Was für Themen sind für Kinder und Jugendliche relevant? Und welche Rolle kommt der Verbraucherbildung zu?
„Die Finanzierung unserer Zukunft – Ein Gespräch zwischen Christian Lindner und Andreas Gebhard“, so lautete der Titel des Vortrags, in dem Finanzminister Christian Lindner einige Themen nannte, die für die finanzielle Zukunft Deutschlands eine Rolle spielen werden. Dazu zählen eine neue Weltsteuerordnung, der digitale Euro und dass er mehr Geld für Cybersicherheit einsetzen möchte. Aber wie ist es um die finanzielle Zukunft der Jugendlichen bestellt? Nach Tipps für Jugendliche gefragt, wie sie sich um ihre Rente kümmern können, erklärte der Minister, dass er eine Rentenreform plane. Vor allem empfiehlt er jedoch, individuell privat vorzusorgen. Dies soll auch steuerlich attraktiver werden. Aber wie geht das? Was für Angebote gibt es? Was ist für wen sinnvoll? Ein klarer Fall für die Verbraucherbildung!
Nicht nur der Finanzminister, auch Ramona Pop, Vorständin des Verbraucherzentrale Bundesverbands, klärte über den digitalen Euro in ihrem Lightning Talk auf. Unter dem Titel „Cash, digitaler Euro & Co – Wie wollen wir eigentlich bezahlen“ sprach sie außerdem darüber, dass es immer schwieriger werde, mit Bargeld zu bezahlen. Das sei ein Problem, da es die Teilhabe erschwere. Hinzu kommt, dass bei Kartenzahlung und über Zahlungsanbieter alle Verbraucher:innen eine Datenspur hinterlassen. Was passiert eigentlich mit meinen Daten? Die Sensibilisierung von Kindern und Jugendlichen für diese Frage ist elementarer Bestandteil der Verbraucherbildung.
„Mach eine Diät und alles wird besser“, so könnte man die Botschaft der Diet Culture zusammenfassen. Aber ist das gesund? Dass Gewicht nur ein Faktor für Gesundheit ist, erklärten Katrin Rönicke und Julia Tanck in ihrem Vortrag „Wie Influencer auf Social Media dazu beitragen, dass große Firmen mit Diet Culture und Gewichtsnormativität Milliarden verdienen“. Die Message vieler Gesundheits- und Fitness-Influencer:innen lautet jedoch, dass nur ein schlanker Körper gesund ist. Viele werben – man könnte sagen praktischerweise – gleich für bestimmte Produkte, mit denen der Traumkörper erreichbar sei. Was diese Social-Media-Kanäle zeigen, ist dabei sehr kritisch zu betrachten, so die Vortragenden.
Insbesondere bei jungen Menschen und Frauen sorgt die Social-Media-Nutzung für ein schlechteres Körperbild. Noch schlechter wird es, wenn dort Filter zum Einsatz kommen. Doch es gibt Hoffnung: So sehr Social Media ein Problem für die Gesundheit junger Menschen darstellt, kann es auch ein Teil der Lösung sein. Das zeigen Accounts, die sich Body Acceptance und Fat Acceptance widmen. Die Tücken und Fallstricke von Social Media müssen Kindern und Jugendlichen vermittelt werden, denn sie begegnen ihnen jeden Tag.
Social Media gehört zum Alltag für die meisten Jugendlichen. Einer der Großen seiner Zunft ist dort Sebastian „El Hotzo“ Hotz. Er mischt sich ein und teilt seine Meinung in seinen Posts. Und das fleißig: kaum ein Tag ohne El-Hotzo-Post. Entsprechend hielt er am ersten Tag die Key Note auf der größten Bühne der re:publica unter dem Titel „Alt werden im Internet – ein Hilfeschrei“. Und so ging es dann auch mit einem Augenzwinkern um das digitale Leben von Sebastian Hotz von seinen Anfängen bis heute. Bei der Social-Media-Omnipräsenz von Sebastian Hotz war das Plädoyer, mit dem er seinen Vortrag dann schließlich beendete, besonders eindrücklich: Egal, ob Instagram, Tik Tok, Twitter oder Facebook: Löscht regelmäßig eure Posts und achtet auf eure Daten! Eine Schlüsselbotschaft wie gemacht für die Verbraucherbildung, die dem Datenschutz und der Aufklärung darüber einen hohen Stellenwert beimisst.
Wie Verbraucherbildung praktisch umgesetzt werden kann, zeigt das Workshop-Programm der Verbraucherchecker. Mehr Informationen gibt es hier.