Energydrinks – die koffeinhaltigen Getränke symbolisieren für Jugendliche vor allem mehr Leistung und Freiheit. Eltern und Lehrer betrachten den Trend zunehmend mit Sorge. Was wissen Kinder und Jugendliche über die gesundheitlichen Risiken? Eine qualitative Studie gibt Antworten.
„Ich fühl mich danach einfach glücklich. Und ich denk mir dann immer: Jetzt bist du wach und kannst so viel machen wie du willst!“ so beschreibt ein Mädchen in einem YouTube-Video, warum sie gerne Energydrinks zu sich nimmt. Viele Jugendliche nutzen die koffeinhaltigen Getränke nach eigener Aussage auch, wenn in der Schule Klausuren bevorstehen oder sie einfach Stress haben. Nach Erhebungen der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) konsumieren etwa 60 Prozent der deutschen Jugendlichen zwischen zehn und 18 Jahren Energydrinks, 37 Prozent trinken Energydrinks in Kombination mit Alkohol.
Hersteller investieren jedes Jahr Millionen Euro in die Werbung. Sie bauen sich zum Beispiel mit Trendsportarten ein Image auf, das Jugendliche und junge Erwachsene anspricht. Eine Strategie, die anscheinend aufgeht: Der Absatz in Deutschland hat sich von 2005 bis 2012 fast vervierfacht.
Gefahr für „Hoch-Akut-Trinker“'
In Deutschland gehören rund 17 Prozent der jugendlichen Energydrink-Konsumenten zu den so genannten „Hoch-Akut-Trinkern“, wie das Bundeszentrum für Ernährung (BZfE) berichtet. Das bedeutet, sie nehmen mehr als einen Liter bei einer Gelegenheit zu sich. Diese Jugendlichen überschreiten die unbedenkliche Koffeinmenge von drei Milligramm Koffein pro Kilogramm Köpergewicht deutlich.
„Es gibt nachweislich negative Konsequenzen des Koffeinkonsums unter Kindern und Jugendlichen“, stellte ein Autorenteam der Weltgesundheitsorganisation WHO 2014 fest. „Dazu gehören Wirkungen auf das Nerven- und Herzkreislaufsystem, die physische Abhängigkeit und Sucht verursachen können.” Koffein könne zudem vor allem bei Kindern und Jugendlichen zu Gewöhnung führen und gerade in Form von Energydrinks die Vorliebe für süße Lebensmittel steigern.
Befragung von Jugendlichen
In 14 qualitativen Interviews mit Jugendlichen hat das BZfE untersucht, was die Zielgruppe selbst über gesundheitliche Risiken von Energydrinks denkt. Insgesamt zeigt die Studie, dass Energydrinks inzwischen fester Bestandteil der Jugendkultur sind. Jugendliche verbinden den Konsum mit bestimmten Situationen und Zielen: als Mischgetränk für Alkohol, als Wachmacher in langen Nächten oder auch als fester Bestandteil des Tagesablaufs, um leistungsfähiger zu sein.
Alle Jugendlichen der Studie kannten die Wirkung von Energydrinks und konnten teilweise aus eigener Erfahrung Nebenwirkungen von überhöhtem Konsum beschreiben, wie Herzrasen oder Luftnot. Zwei der Jugendlichen schätzten sich sogar selbst als süchtig ein. Vor allem diejenigen, die regelmäßig die koffeinhaltigen Getränke zu sich nehmen, glauben nicht, dass Warnhinweise auf den Dosen etwas bewirken. Sie wünschten sich eher klare Informationen über die physiologischen und psychologischen Wirkungen von Energydrinks - zum Beispiel in den Medien oder auch durch Autoritäten wie Polizei und Gesundheitsämter.
Die Beobachtungen decken sich laut mit den Befragungsergebnissen der Studie des Bundesinstituts für Risikobewertung, für die jedoch vor allem Hochverzehrer befragt wurden: „Den Konsumenten ist zwar bewusst, dass diese Getränke nicht unproblematisch sind, Auswirkungen auf den eigenen Konsum oder den Umgang damit hat dieses Wissen jedoch kaum. So werden die Verzehrhinweise so gut wie nicht beachtet und es wird davon ausgegangen, dass der Konsum für die eigene Person eher unproblematisch ist.“
Datum: 23.08.2017
Ein Millionen-Geschäft: Jugendliche und Energydrinks
Studie zu Motiven und Risikowahrnehmung bei Jugendlichen