Der Materialkompass des Verbraucherzentrale Bundesverbandes (vzbv) wurde grundlegend überarbeitet und ist zum Jahresbeginn mit vielen neuen Funktionen online gegangen. Das profilierte Instrument zur Qualitätssicherung von Unterrichtsmaterialien wurde inhaltlich und optisch an die veränderten Bedingungen der digitalen Bildungswelt angepasst. Künftig ist die fachliche Dimension der Gutachten besser sichtbar und digitale Bildungsformate können fundiert bewertet werden.
Mit dem Materialkompass setzt der vzbv seine bildungspolitischen Forderungen in die Tat um. Online veröffentlichte Unterrichtsmaterialien werden immer häufiger angeboten. Sie unterliegen allerdings keiner unabhängigen Qualitätsprüfung. Lehrende können so unabsichtlich Materialien einsetzen, die didaktisch mangelhaft sind oder verdeckte Unternehmens- und Produktwerbung enthalten. Mit dem Materialkompass bietet der vzbv verlässliche Orientierung: Fachdidaktiker:innen aus der Ernährungs-, Finanz-, Medien- und Umweltbildung untersuchen und bewerten die Materialien anhand von inhaltlichen, didaktischen und gestalterischen Kriterien.
Die Bewertungskriterien wurden 2022 von Gutachter:innen so überarbeitet, dass sie künftig digitale Formate wie Apps, eLearning-Kurse oder auch Virtual Reality besser erfassen. Gutachten beinhalten nun Datenschutzhinweise, weisen barrierefreie Gestaltungselemente und Creative Commons-Lizenzen (Open Educational Resources) aus.
Das Bewertungsraster des Materialkompasses
Der Materialkompass bietet Lehrenden Orientierung und Sicherheit bei der Wahl von Unterrichtsmaterial. 14 Kriterien in den Teilbereichen Inhalt, Didaktik und Gestaltung prüfen die Gutachter:innen des vzbv, wenn sie ein Unterrichtsmaterial bewerten. Neben dieser fundierter Qualitätsprüfung wird auch kontrolliert, ob die Herausgeber das Material nutzen, um Werbung an die junge Zielgruppe heranzutragen.
Auch kleine Formate wie Arbeitsblätter können nun mit einem auf Pflichtkriterien reduzierten Gutachten im Materialkompass aufgenommen werden. Unverzichtbarer Bestandteil aller Qualitätsprüfungen ist, dass die Inhalte sachrichtig sind, keine (versteckte) Werbung enthalten und eine eigenständige Urteilsbildung anregt wird. Auch die Lebensweltorientierung – d.h. die inhaltliche und strukturelle Bezugnahme auf die Interessen den Lernenden – ist ein Pflichtkriterium im Materialkompass.
Erhalten geblieben sind die sogenannten K.O.-Kriterien. Enthält das Material rassistische oder diskriminierende Äußerungen, Werbung oder auch grobe fachliche Fehler, wird es automatisch mit „mangelhaft“ bewertet.
Diese Gesamtnote ist nun mit weiterführenden fachlichen Informationen aufbereitet: In den Teilbereichen Inhalt, Didaktik und Gestaltung sind künftig die Bewertungskriterien und ihre jeweilige Punktzahl (von 1 bis 5) einsehbar. Die fachlichen Gründe für die Bewertung werden in einem kurzen Text erläutert.
Mit der neuen Suche können Materialien schneller gefunden werden. Sie können neben Fachbezug, Bewertung und Zielgruppe auch nach Formaten, Lizenzen und Umfang von Materialien filtern oder sich über einen Klick alle Materialien eines Herausgebers anzeigen lassen. Die inhaltliche Suche nach den Themen der Verbraucherbildung wurde ebenfalls überarbeitet und enthält neue Aspekte wie „digitale Ethik“, „Gesundheitskompetenz und Patientenrechte“, „Klimawandel“ oder „Lieferketten“.
In der neuen Struktur wurden zum Jahresbeginn über 30 neue Gutachten veröffentlicht. Wir wünschen viel Spaß beim Stöbern.