Datum: 03.06.2024

Good Practice: Deutsch als Zweitsprache - Türöffner im Alltag

Wir stellen regelmäßig vor, wie Schulen aus dem Netzwerk Verbraucherbildung diese im Schulalltag umsetzen. Nachmachen erlaubt.

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Quelle: (c) Pexels CC0

Je anschaulicher und praxisorientierter Unterricht stattfindet, umso größere Wirkung entfaltet er. Kurz: Kinder und Jugendliche sollten mit dem, was sie im Klassenzimmer hören und sich erarbeiten, auch außerhalb der Schule etwas anfangen können. An der Grundschule Kötzschenbroda gelingt dies – besonders auch für Kinder, die mit einer anderen Muttersprache nach Deutschland gekommen sind. „Einkaufen mit Kindern im Bereich Deutsch als Zweitsprache“,  lautet der Titel einer Initiative, die den Grundschüler:innen, aber auch ihren Familien den Alltag deutlich erleichtert.

Im Überblick

  • Thema: Einkaufen mit Kindern im DaZ-Bereich 
  • Handlungsfelder: Finanzen, Ernährung
  • Klassenstufe: 1. – 4. Klasse
  • Lebensweltbezug: Alltagssprache, Einkaufsverhalten
  • Umfang/Dauer: ca. drei Wochen
  • Methoden: Fachbegriffe für das Alltagsleben lernen und in der Praxis einsetzen

Herangehensweise und Umsetzung

Verlockend liegen leckere Teilchen, feine Süßigkeiten, knuspriges Brot und herrliche Croissants in der örtlichen Bäckerei nahe der Grundschule in Kötzschenbroda im Dresdener Elbland. Doch was kostet die süße Versuchung und wie sage ich, was ich kaufen möchte? Fragen, die Kinder, die von ihrer Lehrerin Katharina Hose im Bereich Deutsch als Zweitsprache (DaZ) unterrichtet bekommen, inzwischen deutlich leichter beantworten können.

Im Unterricht wurden sie fit gemacht für viele Themen rund um den Euro, aber auch dafür, im Geschäft nicht nur mit dem Finger auf das gewünschte Produkt zeigen zu müssen. In kurzen Geschichten, die sie wenn möglich bereits selbst gelesen haben oder die ihnen vorgelesen wurden, häufig aber auch anhand von Bildern, lernten sie die Welt des Einkaufens kennen. „Sie wurde ihnen bildhaft vorstellbar gemacht“, schildert Katharina Hose. Unterrichtsmaterial war dabei aber auch ein Satz Spiel- und Rechengeld, den die Deutsche Bundesbank interessierten Schulen kostenfrei zur Verfügung stellt. Es sieht dem „echten“ Geld verblüffend ähnlich, vermittelt ein Gefühl für Cents und Euros.  

Zahlreiche Kompetenzen geschult

„Die Kinder haben so die deutschen Begriffe kennengelernt und können sie in direkte Verbindung mit den Münzen und Scheinen bringen. Sie kommunizieren darüber, erfahren ihren Wert, wenn sie in der Praxis beispielsweise erkennen, was sie für wieviel Geld erwerben können, wie sie sich dabei ausdrücken, Fragen formulieren und Antworten verstehen“, fasst ihre Lehrerin einige der wichtigen Effekte zusammen. Die lassen sich auch so bündeln: Deutschkenntnisse erwerben, Fachbegriffe und Formulierungen lernen, Selbstsicherheit stärken.

Die Grundschule ging einen Schritt weiter. Wissend, das grau alle Theorie ist, ließen sie ihre Kinder erforschen, welche Geschäfte es in ihrem Alltagsumfeld gibt. „Sie sollen sich in ihrer neuen Umgebung und Heimat zurechtfinden, wissen was sie wo für wieviel Geld kaufen können“, sagt Hose. Der Schritt aus dem Unterricht in die Praxis erfolgte in der dritten Woche des Projektes. Es ging raus in die benachbarte Bäckerei. Mit ihr hatte ihre Lehrerin das „zufällige“ Treffen vorab ein wenig vorbereitet, hatte angekündigt, welche Fragen die Kinder voraussichtlich stellen würden und Vorschläge unterbreitet, wie die Verkäuferin reagieren könne: „Was hättest Du gerne? Benötigst Du sonst noch etwas?“ Alltagsdialoge halt.

Vom Unterricht in die Praxis

Ein wenig aufgeregt und mit etwas Kleingeld von den Eltern ausgestattet betraten die Kinder der Grundschule schließlich die Bäckerei. Glücklich futternd und stolz verließen sie diese kurze Zeit später wieder. Ihr erster erfolgreicher Einkaufsbummel war gelungen. Katharina Hose ist von dem fächerübergreifenden Projekt „Deutsch als Zweitsprache“ begeistert und zugleich überzeugt, dass die so trainierten Fähigkeiten dazu beitragen, sich selbst und ihren Familien den Alltag zu erleichtern und die Scheu, Neues zu wagen, abzulegen. Sie wird mit ihnen daran weiterarbeiten – als nächstes lernen die Kinder die anregende Welt der örtlichen Bibliothek kennen. 
Die Grundschule in Kötzschenbroda wurde unter anderem für diese Maßnahme als Verbraucherschule ausgezeichnet.