Datum: 05.12.2024

Good Practice: Die Macht der Mode

Wir stellen regelmäßig vor, wie Schulen aus dem Netzwerk Verbraucherbildung diese im Schulalltag umsetzen. Nachmachen erlaubt.

Eine junge Frau steht an einem Ständer mit rosafarbenen Pullovern und schaut sich einen genauer an.

Quelle: _KUBE_ - Adobe Stock

Man darf die Realschule plus am Schlossberg im rheinland-pfälzischen Westerburg getrost als „alte Häsin“ im Kreis der Verbraucherschulen bezeichnen. Seit 2012 existiert hier ein schuleigenes Curriculum zur Verbraucherbildung. Jahr für Jahr finden die Projekte Anerkennung und  wurden bereits zum 3. Mal vom Verbraucherzentrale Bundesverband als Verbraucherschule Gold ausgezeichnet. Sei es als es um ein Kochbuch mit Spezialitäten aus dem Westerwald oder die Erforschung der Finanzwelt durch die Erkundung eines Finanzcenters ging. Auch die aktuelle Maßnahme „Durch Mode die Gesellschaft verändern“ begeisterte die Schülerinnen und Schüler nicht nur, sondern öffnete ihre Augen für den nachhaltigen Umgang mit Ressourcen, die Produktion und Wirkung von Mode.

Im Überblick

  • Thema: Durch Mode Gesellschaft verändern
  • Handlungsfelder: Nachhaltigkeit
  • Klassenstufe: Klasse 10
  • Lebensweltbezug: Natur- und Umweltschutz, Eigeninitiative, Partizipation
  • Umfang/Dauer: ein Schulhalbjahr
  • Methoden: Projekt, Peer to Peer

Herangehensweise und Umsetzung

„Alle aus der Schüler Gruppe waren sich einig: Marken-Kleidung ist ganz klar ein Zeichen von Status – eben das man es sich leisten kann. Auch schon früher im Mittelalter war Kleidung ganz deutlich ein Zeichen von Status. Während ein einfacher Bauer nur Lumpen trug, so hatte der Adel Bunte Leinen Tücher Pelze und viel Schmuck. Teure Kleidung zu tragen und öffentlich offen zu zeigen, um Eindruck zu machen, ist also tief in unserer Gesellschaft verankert.“ Besser als dieses Fazit einer Schülerin im Rahmen des Stationenlernens hätte man die Bedeutung und Wirkung von Mode nicht auf den Punkt bringen können.
Was sind die Funktionen von Mode? Was wissen wir aus der Historie dazu? So lauteten die Kernüberlegungen als sich die Zehntklässlerinnen und -klässler erstmals im Rahmen ihres Unterrichts mit dem Thema und der Aufgabe, ein Werkstück (Film/Plakat) zu erarbeiten, beschäftigten. Gemeinsam entwickelten sie Infotafeln dazu, erkannten aber schnell: „Das ist uns zu wenig.“ Sie konzipierten Lernstationen, anhand derer sich die nachfolgende Jahrgangsstufe mit der Macht der Mode auseinandersetzen konnten.

Mode und Konsum

Fünf Themen standen schließlich den Jugendlichen zur Auswahl: Kleidung als Symbol von Status; Kleidung im Wandel der Zeit und Kleidungsvorschriften; Kleidung als Ausdruck einer (politischen) Haltung; Kleidung als Symbol für Zugehörigkeit zu bestimmten Gruppen; Kleidung als Machtmittel. Darüber hinaus galt es ein durchaus anspruchsvolles Kreuzworträtsel zu lösen. 
Sabine Gans begleitete das Projekt als Lehrerin. Sie ist auch im Referat Demokratiebildung des pädagogischen Landesinstituts in Rheinland-Pfalz tätig und weiß um die Bedeutung von nachhaltigen partizipativen Angeboten in der Schule. Insbesondere auch, wenn es um die Rolle der jungen Menschen als „Konsumenten“ geht. Sie ist überzeugt, dass eine Verstetigung von Beteiligungsmöglichkeiten Früchte trägt. „Wir suchen immer wieder Gelegenheiten, Themen und Kompetenzfelder zu vernetzen“, betont sie. 

Nachhaltig respektiert werden

Die Schülerinnen und Schüler erleben dabei, dass es sich lohnt, sich einzumischen. Sei es, wenn es darum geht, Machtmissbrauch von Mode (Ausgrenzung/Mobbing) entgegenzuwirken. Oder auch, wenn es gilt, sich in die Gestaltung des eigenen Schulhofs einzubringen, gemeinsam mit dem Verbandsbürgermeister oder der Verwaltung zu planen. 
„Die Lernenden möchten gehört und wahrgenommen werden. Es ist wichtig, dass sie spüren, als Gesprächspartner respektiert zu werden“, hebt Sabine Gans hervor. Als Bestätigung empfindet sie, dass die Jugendlichen Ergebnisse ihrer Handlungsmacht als AHA-Erlebnisse weitererzählen. „Dafür werden wir auch künftig Anlässe schaffen. Das muss nicht das Mega-Event sein, sondern die Möglichkeit bieten, sich in der eigenen Lebenswelt einzubringen.“
 

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