Einmal im Jahr veröffentlicht das Unternehmen Creditreform den „Schuldneratlas Deutschland“. Für 2019 zeigt sich: Erstmals seit 2013 ist die Zahl überschuldeter Privatpersonen in Deutschland leicht zurückgegangen. Es gibt trotzdem zwei Punkte, die Experten Sorgen bereiten.
Zunächst die positive Nachricht: Zum Stichtag 1. Oktober 2019 betrug die Überschuldungsquote bundesweit exakt zehn Prozent. Damit sind zwar weiterhin über 6,9 Millionen Bürger überschuldet und weisen „nachhaltige Zahlungsstörungen“ auf, wie es in einer Pressemitteilung heißt, jedoch sind das rund 10.000 Personen weniger als noch im vergangenen Jahr (0,1 Prozent). Und besonders bei jüngeren Personen (unter 30 Jahre) lässt sich ein positiver Trend beobachten: Hier waren nur noch 12,13 Prozent (minus 1,34 Prozentpunkte) überschuldet.
Trotz dieser positiven Entwicklung bleibt die „Überschuldungsampel weiterhin auf rot“, wie es im Bericht zum Schuldneratlas steht. Im Fazit heißt es: „Angesichts eingetrübter konjunktureller Rahmenbedingungen ist für die nahe Zukunft nicht mit einer nachhaltigen Entspannung der privaten Überschuldungslage in Deutschland zu rechnen.“
Ein weiterer Punkt, der den Experten Sorge bereitet, ist, dass in allen Altersgruppen aktuell eine zunehmende Konsumverschuldung zu beobachten sei und das „irrationale Konsumverhalten“ (auch als „unwirtschaftliche Haushaltsführung“ bezeichnet) als Auslöser für Verschuldung weiter an Bedeutung gewonnen habe – was häufig einen schleichenden Einstieg in einer Überschuldungsspirale bildet.
Vor allem bei jüngeren Schuldnern (unter 25 Jahre) kommt es neben der unwirtschaftlichen Haushaltsführung häufig zu unkontrollierten Ausgaben für das Smartphone. Das geht aus einer Erhebung des Statistischen Bundesamtes hervor, für das Schuldnerberatungsstellen zu den Geldproblemen in verschiedenen Altersgruppen befragt hatte.
Wie der Bayerische Rundfunk (BR) im Mai 2019 berichtete, hatten zwei Drittel der Jüngeren, die im vergangenen Jahr bei einer Schuldnerberatung waren, offene Rechnungen bei Telekom-Anbietern. Im Schnitt ging es dabei um fast 1.600 Euro. Ein Drittel in dieser Altersgruppe hatte zudem Probleme mit dem Bezahlen von Online-Käufen im Internet- und Versandhandel. „Jugendlichen wird der richtige Umgang mit Geld oft nicht vermittelt“, so Daniel Wagner von der Diakonie Bayern, die eine Schuldnerberatung anbietet, gegenüber dem BR. Gefahren lauerten gerade bei der Smartphone-Nutzung durch sogenannte In-App-Käufe. Er empfiehlt daher: Mit einer Haushaltsbuch-App die monatlichen Ausgaben im Blick zu behalten und Finanzbildung allgemein zu stärken.