Eine aktuelle Studie zeigt, dass viele Jugendliche schlecht darüber informiert sind, wie Daten im Netz gesammelt, ausgewertet und verarbeitet werden. Die Ergebnisse rücken das Thema „Digitale Kinderrechte“ in den Fokus.
Wie nehmen junge Europäer:innen eine zunehmend von Daten bestimmte Welt wahr? In einer gemeinsamen Studie haben das Weizenbaum-Institut und das Goethe-Institut untersucht, welche Einstellungen Jugendliche in Europa gegenüber dem Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI) haben. Befragt wurden 3.000 junge Menschen in Deutschland, Frankreich, Griechenland, Italien, Polen und Schweden.
Die Teilnehmer:innen gaben an, dass ihnen die zunehmende Datafizierung aller Lebensbereiche Sorge bereitet. Die überwiegende Mehrheit (70 Prozent) fürchtet, dass ihre Daten im Netz missbraucht und unrechtmäßig zwischen Unternehmen weitergegeben werden könnten. Gleichzeitig sind 40 Prozent der Meinung, dass Nutzer:innen wenig Einfluss darauf haben, was mit ihren Daten im Netz geschieht.
Die Studie zeigt außerdem, dass vielen jungen Menschen nicht bewusst ist, wie Daten im Netz erhoben, verarbeitet und weitergegeben werden. Die Mehrheit der Befragten (57 bzw. 68 Prozent) glaubt, dass Unternehmen keine Informationen über ihre politische Gesinnung oder religiöse Überzeugung haben.
Eine Fehleinschätzung. Denn Künstliche Intelligenz wird bereits heute vielfach eingesetzt, um die riesigen Datenmengen online zu sammeln, zu ordnen und zu analysieren. Somit sind auch Kinder und Jugendliche betroffen, die das Internet regelmäßig nutzen. Die vom Bundesfamilienministerium geförderte Stiftung Digitale Chancen weist auf ihrer Webseite „Kinderrechte.digital“ daraufhin, dass diesbezügliche Sorgen zu Recht bestehen: „Die Probleme, mit denen Kinder in der digitalen Welt konfrontiert werden, sind systemischer Natur. Sie beschränken sich nicht auf technische Fehler oder böswillige Akteure, sondern resultieren aus den Funktionen und der Architektur der Produkte und Dienste, die Kinder für den Zugang zu Bildung, Gesundheit und Unterhaltung sowie für bürgerschaftliches Engagement und zur Aufrechterhaltung ihrer Beziehungen zu Familie und Freunden nutzen“, heißt es dort.
Um Kinder und Jugendliche vor solchen Gefahren zu schützen, fordert der Deutsche Bundesjungendring „jugendgerechte, soziale Netzwerke“. Passend dazu hat er Leitlinien an das Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz übergeben, die im Projekt „Social Digital Responsibility“ gemeinsam mit jungen Menschen entwickelt wurden. Zu diesen Leitlinien gehören beispielsweise (Daten-)Souveränität, Transparenz sowie ein menschenwürdiges Miteinander. „Die Ergebnisse zeigen: Junge Menschen möchten wissen, was mit ihren Daten passiert. Sie möchten verstehen, warum ihnen bestimmte Inhalte angezeigt werden. Sie wünschen sich gerade bei kontroversen Beiträgen mehr seriöse Fakten und vertrauenswürdige Quellen“, sagt Verbraucherschutzstaatssekretär Christian Kastrop.
Mit Blick auf diese Entwicklung ist es kein Wunder, dass auch das Thema der „digitalen Kinderrechte“ derzeit verstärkt diskutiert wird. In der Offline-Welt haben Kinder und Jugendliche seit Langem etablierte Rechte – seit der Verabschiedung der UN-Kinderrechtskonvention 1989. Doch durch digitale Medien hat sich die Lebenswelt von Kindern maßgeblich verändert und bestehende Rechte müssten an diese neue Lebenswirklichkeit angepasst werden. Das bedeutet beispielsweise, dass Rechte wie Partizipations-, Informations- und Meinungsfreiheit zum einen anders (und einfacher) umgesetzt werden können. Zum anderen müssen Kinder aber vor den Risiken und Gefahren der Online-Welt geschützt werden.
Expert:innen sind sich einig, dass die Vermittlung von Medienkompetenz bei all dem der Schlüssel ist. Die Stiftung Digitale Chancen macht auf ihrer Webseite Vorschläge, wie die Kinderrechte ins Digitale übersetzt werden können. Zu den Rechten gehören demnach: Recht auf einen Zugang zur digitalen Welt, Recht auf Meinungs- und Informationsfreiheit, Recht auf Versammlung und Vereinigung, Teilhabe und Spiel, Recht auf Privatsphäre und Datenschutz, Recht auf Bildung und Medienkompetenz sowie Recht auf Schutz und Sicherheit.
Unter dem Punkt „Recht auf Bildung und Medienkompetenz“ heißt es: „Das Bildungssystem muss Kinder zu einem kompetenten Umgang mit den Chancen und Risiken der digitalen Lebenswelt befähigen.“ Und weiter: „Eltern und pädagogische Fachkräfte sollten Kindern dabei sachkundig, verantwortungsbewusst und vertrauensvoll unterstützen.“ Ansätze, wie diese Unterstützung gelingen und inhaltlich in der Schule umgesetzt werden kann, zeigt unter anderem die Verbraucherbildung.
Das Thema Medien und Information
Medienkompetenz ist eine Grundvoraussetzung, damit sich Kinder und junge Erwachsene in der digitalen Welt zurechtfinden. Daher gehört auch das Themenfeld „Medien und Information“ zur Verbraucherbildung – ebenso wie Anregungen für die konkrete Umsetzung.