Ob Bio-Banane oder Fair-Trade-Kaffee – nachhaltige Lebensmittel stehen bei Verbraucherinnen und Verbrauchern hierzulande hoch im Kurs. Ihr Einkauf wird ihnen aber nicht immer leicht gemacht. Angebot, Preis und Information könnten besser sein. Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) sieht die Politik gefordert.
„Wir erwarten von der Politik ein konkretes Maßnahmenpaket, das klare Verantwortlichkeiten benennt für die Stärkung des nachhaltigen Konsums“, sagt vzbv-Vorstand Klaus Müller. Dazu müssten in erster Linie Produktionsweisen offengelegt werden. „Verbraucher benötigen mehr Transparenz und Wettbewerb auf dem Nachhaltigkeitsmarkt“, so der Verbraucherschützer weiter.
Müllers Verband hatte anlässlich der Internationalen Grünen Woche (IGW) in Berlin beim Meinungsforschungsinstitut TNS Emnid eine Umfrage beauftragt, um mehr über den Konsum nachhaltiger Lebensmittel in Deutschland zu erfahren. Demnach achten zwei Drittel der Befragten beim Einkauf auf die Nachhaltigkeit von Produkten. In der Praxis indes scheitern sie häufig an mangelnden Informationen (63 Prozent), an zu hohen Preisen (55 Prozent) oder an der Verfügbarkeit nachhaltiger Lebensmittel (44 Prozent).
Diese Kluft zu überbrücken kann nach Einschätzung Müllers nicht den Verbrauchern aufgebürdet werden. Sie trügen nicht die alleinige Verantwortung für mehr nachhaltigen Konsum. „Sollen mehr nachhaltig produzierte Lebensmittel gekauft werden, müssen die Rahmenbedingungen stimmen“, sagt er. „Angebot, Preis und Information müssen verbraucherfreundlich sein.“
Ein Baustein dafür sieht der Verband in einem staatlichen Gütesiegel für nachhaltig Produziertes. Solche Waren würden dadurch erkennbar und glaubwürdig, heißt es in einem zur IGW veröffentlichten Positionspapier des vzbv. Das Siegel müsse mit ambitionierten Qualitätskriterien, einer unabhängigen Kontrollinstanz sowie Sanktionsmaßnahmen bei Regelverstößen einhergehen.
Als weiteres wichtiges Element für mehr nachhaltigen Konsum führt das Papier die Verbraucherbildung an. Sie sei ein „wichtiger Baustein jeder befähigenden Verbraucherpolitik“, heißt es darin, stoße jedoch an Grenzen, solange Verfügbarkeit, Preis und Informationen die Menschen daran hinderten, ihr Wissen beim Einkauf praktisch anzuwenden.
Dieses Wissen zu vermitteln, – das sagt Dr. Vera Fricke, beim vzbv zuständig für die Verbraucherbildung –, bleibe eine zentrale Bildungsaufgabe. „Angesichts der Erderwärmung und zunehmender Ressourcenknappheit müssen wir unseren Konsum dringend auf eine nachhaltigere Basis stellen“, sagt sie. Solle das gelingen, müssten schon Kinder und Jugendliche dafür gewonnen werden. Die Schule sei dafür der richtige Ort. „Sie sollte nicht nur zeigen, wie wir nachhaltig konsumieren können – sondern auch, warum daran kein Weg vorbei führt.“
Datum: 26.01.2016
Nachhaltiger Konsum: Verbraucherbildung wichtiger Baustein
Verbraucherzentrale Bundesverband bezieht Position