Was für Schnäppchen: die Bluse für 2,95 Euro, die neue Jeans für gerade mal 9,95 Euro. Wer sich neu einkleidet, kann das heute zu Spottpreisen tun. Den Geldbeutel freut’s. Auf der Strecke bleiben meist die Umwelt und die Menschen, die unsere Kleidung herstellen. Es geht auch anders, fairer und öko-freundlicher. Einige Unterrichtsmaterialien weisen den Weg zum nachhaltigeren Kleiderkauf.
Auch wenn der Löwenanteil unserer Kleidung mittlerweile in asiatischen Ländern hergestellt wird: Die Folgen der oft fragwürdigen Produktionsmethoden der globalisierten Textilindustrie sind auch noch in Deutschland spürbar. Denn die Chemikalien, die unsere Hemden und Hosen knitterfrei, weich oder wind- und wasserfest machen, werden bei der Wäsche nach und nach ausgewaschen – und gelangen über die Kanalisation in die Flüsse und schließlich in die Nahrungskette.
Eingesetzt werden solche gefährlichen Substanzen in großem Maße. Laut einem aktuellen Gutachten der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen verbraucht die Textilindustrie jedes Jahr über 250.000 Tonnen Farbstoffe und weitere vier Millionen Tonnen Laugen oder Salze. Ein einziges T-Shirt, heißt es in der Publikation, belaste die Umwelt mit rund 150 Gramm Chemikalien. Erkrankungen bei den Textilarbeiterinnen und Schadstoffe in Gewässern seien die Folge.
Auch in Deutschland macht das Probleme. Weit größer sind die Öko-Belastungen aber in den meist asiatischen Produzentenländern, etwa in China. Dort haben die Umweltschützer von Greenpeace 2010 und 2011 Abwässer aus zwei Textilfabriken beispielhaft analysiert. Sie stießen dabei auf eine Reihe gefährlicher Chemikalien, die teils langlebig, teils hormonell-wirksam waren, also riskant für Mensch und Umwelt. Zwei Drittel der chinesischen Gewässer sind den Angaben zufolge bereits mit solchen Chemikalien kontaminiert, vor allem, so Greenpeace, aus der Textilindustrie.
Hinzu kommt der immense Wasserverbrauch, der mit der Produktion unserer Kleidung einhergeht, insbesondere beim Anbau von Baumwolle. Laut Umweltstiftung WWF sind für die Produktion von nur einem Kilogramm der Fasern zwischen 22.000 und 25.000 Liter Wasser nötig. Wozu das führen kann, zeigt das Beispiel des Aralsees. Der einst viertgrößte See der Welt ist durch den massiven Anbau von Baumwolle erheblich geschrumpft, sein Salzgehalt gestiegen. Weite Striche rund um den See sind heute eine Salzwüste.
Dass es in Deutschland – einst eine Hochburg der Textilproduktion – heute kaum noch Kleidungsfabriken gibt, liegt auch daran, dass der Gesetzgeber einem so laxen Umgang mit der Umwelt einen Riegel vorgeschoben hat. Die Auflagen für die Hersteller sind hier hoch, ebenso die Löhne, zumindest im Vergleich zu armen Ländern. Darauf hat die Bekleidungsindustrie schon in den 1970-er Jahren reagiert – und ihre Produktion verlagert, überwiegend nach Asien.
„Meist“, so eine Studie des Siegburger Südwind-Instituts, „in Freie Exportzonen und Nähstuben in der Schattenwirtschaft, in denen Arbeitsgesetze (...) häufig außer Kraft gesetzt werden“. Die überwiegend weiblichen Beschäftigten müssten zahllose Überstunden leisten, die Südwind zufolge „faktisch erpresst“ werden, da sich durch die mageren Stundenlöhne in der eigentlichen Arbeitszeit kein Existenz sicherndes Einkommen erzielen lasse. Hinzu kämen Diskriminierungen von Frauen und die Unterdrückung gewerkschaftlicher Arbeit.
Wer solche Arbeitsbedingungen und Umweltschäden durch den Kleiderkauf nicht unterstützen möchte, kann etwas tun. Etwa beim Einkaufen auf Produkte aus Bio-Baumwolle achten oder auf Öko- und Sozialsiegel. Nur sind solche Produkte nicht immer zu finden, und die vielen Textil-Label schwanken in ihrer Aussagekraft erheblich. Zudem beschränken sie sich meist auf Öko- oder Sozialaspekte und nehmen nicht die gesamte Wertschöpfungskette in den Blick.
Welche Siegel trotzdem etwas taugen, wie Jugendliche ihren Blick für die Probleme der globalisierten Textilindustrie schärfen können und mehr Nachhaltigkeit in ihren Kleiderschrank bringen, zeigen die nachfolgenden Unterrichtsmaterialien. Sie wurden von unabhängigen Bildungsexperten auf den pädagogischen Prüfstand gestellt, richten sich an unterschiedliche Altersklassen und setzen unterschiedliche Schwerpunkte. Gemeinsam ist ihnen, dass sie die Schülerinnen und Schüler zu einem verantwortungsvolleren Konsum motivieren und ihnen zeigen, wie sie ihn umsetzen können.