Wenn Schüler plötzlich zu Lehrern werden und Senioren dafür ihre Plätze im Klassenzimmer einnehmen, dann ist das ein ungewohntes Bild. Doch wenn es um die Nutzung von Smartphones geht, sind Jugendliche nun mal die unbestrittenen Experten. Deshalb hat die Dannewerkschule in Schleswig ein besonderes Projekt ins Leben gerufen: den Handyführerschein für Senioren.
Die Fragen, die den Senioren unter den Nägeln brennen, hören sich zunächst simpel an: „Wie wird die Kamera bedient?“, „Wie lädt man Apps herunter?“, „Wie überspielt man Daten?“. Doch egal, wie einfach sich die Frage anhören mag, für die Schülerinnen und Schüler der neunten Klassen der Dannewerkschule ist es eine Herausforderung, diese für sie alltäglichen Handgriffe verständlich zu erklären.
Das Projekt „Handyführerschein“ gehört zum einen zum Schulfach Verbraucherbildung, das als Wahlpflichtunterricht von der siebten bis zur zehnten Klasse angeboten wird, und zum anderen zum fächerübergreifenden Projekt „Lernen durch Engagement“. „Die Schülerinnen und Schüler erwerben ebenfalls im Zuge der Verbraucherbildung in der fünften und sechsten Klasse einen Medienpass“, erklärt Schulleiterin Andrea Schönberg. „Sie lernen zum Beispiel, wie sie das Smartphone auch als Arbeitstool verwenden, welche Regeln im Internet gelten und welche Risiken es gibt.“ Darauf baut der Handyführerschein auf, denn dieses Wissen soll neben den praktischen Tipps ebenfalls an die Senioren weitergegeben werden.
Wissen nutzbar machen
Die Idee des Projekts „Lernen durch Engagement“ ist es, erworbenes Wissen auch für andere zugänglich zu machen. „Die Jugendlichen sollen erfahren, wie sie selbst einen Nutzen in der Welt haben können“, meint Lehrerin Ann-Kristin Erdmann, die den Fachbereich Verbraucherbildung an der Dannewerkschule leitet. „Aber natürlich müssen die Schülerinnen und Schüler dafür erst einmal selbst fit gemacht werden.“
Nachdem das Konzept des Handführerscheins erarbeitet war, hat Ann-Kristin Erdmann zunächst eine Gruppe von interessierten Senioren eingeladen. Als dann jedoch in der Lokalpresse darüber berichtet wurde, gab es weitere Anfragen von verschiedenen Seniorenheimen. So gab es zuletzt immer am letzten Freitag im Monat eine Theorie- und Beratungsstunde, die von 18 Neuntklässlern geleitet wurde. „Ich habe noch nie so viel geredet“, sagte eine Schülerin gegenüber den „Schleswiger Nachrichten“. Und zwischendurch kommen auch komplexere Fragen auf. Dann wird zum Beispiel über Facetime und Bluetooth gefachsimpelt. So lernen Schüler und Senioren Schritt für Schritt gemeinsam.