Sie bleiben der blinde Fleck in der deutschen Bildungslandschaft: Frei zugängliche Unterrichtsmaterialien, mit denen Unternehmen und Verbände in die Schulen drängen. Überprüft werden diese Materialien vor dem Einsatz im Klassenzimmer nicht. Die Bundesregierung sagt, das sei Ländersache.
Das geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Bundestagsfraktion „Die Linke“ hervor. Die Parlamentarier hatten sich darin unter anderem besorgt darüber geäußert, dass wirtschaftsnahe Verbände und Lobbygruppen im großen Stil versuchen, Einfluss auf Unterrichtsinhalte zu nehmen, vorrangig durch Herausgabe kostenloser Unterrichtsmaterialien.
Da diese Materialien anders als offizielle Schulbücher keiner Prüfung durch die jeweiligen Kultusministerien unterliegen, besteht nach Ansicht der Linksfraktion die „Gefahr, dass die Ziele schulischer Bildung der staatlichen Aufsicht entzogen werden“. Mittel- und langfristig, heißt es in der Anfrage weiter, drohe dem neutralen staatlichen Bildungsauftrag die Aushöhlung.
Auf diese Befürchtungen geht die Bundesregierung in ihrer Antwort nicht ein. Vielmehr verweist sie auf die Zuständigkeit der Länder für die schulische Bildung. Diese umfasse auch die Prüfung und Bewertung von Unterrichtsmaterialien. Zudem lägen der Bundesregierung „keine Erkenntnisse vor, in welchem Umfang fertige Unterrichtsmaterialien von Unternehmen, Verbänden, Stiftungen oder Vereinen zur Prüfung, Weiterempfehlung oder Förderung eingereicht werden“.
Diese mangelnde Übersicht stößt bei vielen Bildungsexperten auf Unverständnis. Um diese Lücke zu schließen, fordert etwa die Bildungsgewerkschaft GEW eine öffentlich kontrollierte Prüfstelle, die frei zugängliche Unterrichtsmaterialien vor ihrem Einsatz im Klassenzimmer begutachtet. Die Deutsche Vereinigung für Politische Bildung wiederum hat jüngst einen Transparenz-Kodex vorgelegt, der mehr Klarheit über Herausgeber und Finanziers der Materialien schaffen soll.
Einen Schritt weiter ist der Verbraucherzentrale Bundesverband vzbv mit seinem Online-Materialkompass gegangen: Die Verbraucherschützer führen in ihrer Online-Datenbank mittlerweile über 500 frei zugängliche Unterrichtsmaterialien zu konsumrelevanten Themen, die zuvor von unabhängigen Bildungsexperten auf den inhaltlich-didaktischen Prüfstand gestellt wurden. Mit einer Gesamtnote versehen, finden Lehrkräfte so mit wenigen Klicks passende Ideen für Ihren Unterricht – und Klarheit darüber, wer sie entwickelt hat.
Datum: 10.09.2014
Prüfung frei zugänglicher Unterrichtsmaterialien bleibt Ländersache
Bundesregierung gibt Antwort