Datum: 30.08.2024

Good Practice: Lernen mit Knolle und Schnecke

Wir stellen regelmäßig vor, wie Schulen aus dem Netzwerk Verbraucherbildung diese im Schulalltag umsetzen. Nachmachen erlaubt.

Schulgarten mit Bänken und Gartenhütte

Quelle: Gemeinschaftsschule Gudewerdt

„Wir wachsen daran, wenn wir selber etwas zum Wachsen bringen.“ Passender kann das Konzept des Schulgartenprojekts der Gemeinschaftsschule Gudewerdt in Eckernförde nicht auf den Punkt gebracht werden. Die Aussage stammt aus dem Munde von Jens Tedsen. Als Technik- und Naturwissenschaftslehrer verantwortet er die Maßnahme im Rahmen der Verbraucherbildung der Schule. Im Schulgarten lassen die Schüler:innen nicht nur Pflanzen, Kräuter und Gemüse wachsen. Sie zimmern auch, mähen den Rasen, jäten Unkraut. Und weil es draußen in der Natur so schön ist, versammeln sie sich im Sommer, um im Schulgarten unter den Dächern ihrer Obstbäume andere Fachinhalte zu „büffeln“. 

Im Überblick

  • Thema: Gartenprojekt
  • Handlungsfelder: Nachhaltigkeit, Ernährung
  • Klassenstufe: Klasse 9+
  • Lebensweltbezug: Natur- und Umweltschutz, Eigeninitiative
  • Umfang/Dauer: wöchentlich 
  • Methoden: unterschiedliche Sozialformen
     

Herangehensweise und Umsetzung

„Mit Kopf, Herz und Verstand lebenspraktische Dinge erlernen“, umschreibt der Pädagoge Tedsen das Konzept des Schulgartens. Das Projekt richtet sich in erster Linie an Schüler:innen, deren Weg zum Schulabschluss holpriger als der anderer ausfällt. Anders als im herkömmlichen Unterricht, der viel von Input, Stillsitzen und Schreiben geprägt sei, müssten sich die Jugendlichen im Schulgarten bewegen, eigene Ideen einbringen und Verantwortung übernehmen. Verantwortung für sich, die Gruppe, aber eben auch für die Natur sowie jene Dinge und Materialien, die alle nutzen können – z.B. das Gartenhaus, bei dessen Planung, Materialbeschaffung, Konstruktion und Aufbau ebenso fachmännische Hilfe zugegen war wie bei der Installierung einer Solaranlage. 

Die Arbeit im Schulgarten ist durchaus anspruchsvoll und umfangreich. „Die Schüler:innen sollen auch in Langsamkeit kommen und Geduld aufbringen“, beschreibt Jens Tedsen das Konzept. Es dauere halt eine geraume Zeit, ehe aus einem Samenkorn eine Pflanze oder Gemüse erblüht sei. „Es benötigt Pflege und Aufmerksamkeit“, weiß der Pädagoge. Gerne erinnerte sich an eine Schülerin, die der Idee eine Kartoffel in der Erde zu vergraben, um sie später wieder herauszuholen skeptisch gegenüberstand. Später staunte die Schülerin nicht schlecht, als sich „ihre“ Knolle wundersam vermehrt hatte.

Konzept Verbraucherbildung erlebbar gemacht

Es sind diese Erfahrungen, die den Schüler:innen etwas für ihr Leben mitgeben. Davon ist Jens Tedsen überzeugt: „Man mag es vielleicht nicht glauben, aber manche von ihnen haben Dinge, die sie bei uns im Garten erledigen, noch nie zuvor getan – beispielsweise den Rasen zu mähen. Viele haben noch nie in ihrem Leben einen Blumenkohl gesehen, wissen nicht, wie er aussieht, wie er schmeckt und schon gar nicht, wie man ihn zubereitet.“

Spannend wird es für sie auch, wenn sie erstmals erfahren, welches Material in einen Kompost gehört und wie man diesen pflegt. Oder sie müssen Ideen recherchieren, was man gegen Schnecken tun kann, die einem den Kohlrabi aus dem Hochbeet auffressen. „Meine Oma hat dafür immer Zwiebeln rund um die Kohlrabi-Pflanzen in die Erde gesteckt“, wusste eine Jugendliche zu berichten. Ist doch einen Versuch wert…

„Man kann nur schützen, was man kennt“

Jens Tedsen freut sich: „All diese Tätigkeiten fördern Kompetenzen, inklusive der Berechnung von Saatgut oder der Menge an Material, das für den Bau der Gartenhütte erforderlich ist. Zu seiner Idee von Grundbildung gehört, dass sich die jungen Menschen auch weniger „schönen“ Tieren im Schulgarten annähern. Spinne und Regenwurm zählen nicht zu den Lieblingen vieler Jüngerer wie Älterer. Im Gartenprojekt erfahren die Schüler:innen jedoch, wie wertvoll und schützenswert sie sind. Tedsen: „Man kann nur schützen, was man kennt.“

Einen Teil der Kosten für das Projekt in Höhe von rund 170 Euro, für das ein 500 Quadratmeter großes Grundstück zur Verfügung steht, tragen die Eltern im Rahmen dessen, was ohnehin für Lernmaterial fällig wird. Jeder Euro ist es ihnen wert. Für den Bau der Hütte wurde der Topf der „PerspektivSchulen“-Initiative in Anspruch genommen. Die Schüler:innen freuen sich, dass sie gemeinsam, fröhlich und lebendig etwas „schaffen“, das ihnen, wenn sie sich entsprechend engagieren, auch noch eine gute (Teil)Note für ihre Abschlussarbeit einbringt. 

Die Gudewerdt Gemeinschaftsschule wurde unter anderem für diese Maßnahme als Verbraucherschule ausgezeichnet.

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