Orangen aus Brasilien, Textilien made in Bangladesh, Coltan aus dem Kongo im Handy – wir konsumieren täglich Produkte aus aller Welt. Was uns meist nicht bewusst ist: Jede Konsumentscheidung beeinflusst die wirtschaftliche und soziale Situation der Menschen, die diese Dinge produzieren, und wirkt sich zudem auf die Umwelt aus. Jugendlichen genau das bewusst zu machen und sie anzuregen, sich damit auseinanderzusetzen, was fairer Handel ist und was sie privat, in ihrer Stadt und an ihrer Schule für eine nachhaltige Entwicklung tun können – dieses Ziel verfolgt das Unterrichtsmaterial „Fair macht Schule“.
Seit fast zehn Jahren führt der Dachverband Entwicklungspolitik Baden-Württemberg Aktionstage für Schulen und Jugendgruppen durch, bei denen sich die Jugendlichen mit Themen rund um nachhaltigen Konsum sowie Sozial- und Umweltstandards bei Unternehmen und in der kommunalen Beschaffung beschäftigen. Die Jugendlichen setzen sich einerseits mit der eigenen Rolle in diesem Themenbereich auseinander, andererseits werden sie angeregt, die Verantwortlichkeiten und Einflussmöglichkeiten unterschiedlicher Akteure kritisch zu reflektieren. Auf Grundlage der im Projekt gesammelten Erfahrungen, hat der Dachverband nun Unterrichtsmaterial für Lehrkräfte unter dem Titel „Fair macht Schule“ zusammengestellt. Es beinhaltet insgesamt zehn Methoden, mit denen im Unterricht oder im Rahmen von Projekttagen erfahrbar gemacht werden kann, dass jede:r durch das eigene Handeln für gerechte Bezahlung, transparente Handelsbeziehungen sowie sozialverträgliche und ökologische Produktionsbedingungen sorgen kann.
Neben Methoden zum Einstieg sowie Modulen zur Auswertung und zur Entwicklung von Handlungsoptionen bilden vier Module zu beispielhaft gewählten Produktgruppen das Herzstück des Unterrichtsmaterials. Sie sind jeweils in drei Stationen unterteilt: Im ersten Schritt setzen sich die Lernenden mit dem eigenen Konsumverhalten, der (kolonialen) Geschichte und Lieferkette eines Produkts auseinander und erfahren mehr über soziale und ökologische Missstände entlang der Lieferketten. Im zweiten Teil wird mit Hilfe eines Films oder mehrerer Interviews die Situation von Arbeiter:innen in den Produktionsländern vermittelt. Und im dritten Schritt lernen die Schülerinnen und Schüler, wie sie selbst für mehr Gerechtigkeit aktiv werden können.
- Das Material kann in einzelnen Unterrichtsstunden oder auch bei Projekttagen eingesetzt werden.
- Bei jeder der zehn Methoden gibt es eine Übersicht, was das Ziel des Moduls ist, wie viel Zeit es voraussichtlich in Anspruch nimmt, mit welcher Gruppengröße gearbeitet werden sollte, welche Materialien benötigt werden und welche Vorbereitungen erforderlich sind.
- Bei den meisten Modulen werden Variationsmöglichkeiten und Anknüpfungspunkte vorgeschlagen.
- Lehrkräften und Lernenden werden zahlreiche Links geboten, wo sie weitere Informationen und Unterrichtsmaterialien zum Thema finden.
„Die verschiedenen Module können jeweils für sich oder gemeinsam zum Einsatz kommen, etwa indem mehrere Kleingruppen gleichzeitig jeweils eines der Module bearbeiten und die Ergebnisse anschließend gemeinsam im Plenum vorgestellt werden“, heißt es in der Einführung des Materials, das insgesamt 60 Seiten umfasst und kostenfrei als pdf-Dokument heruntergeladen werden kann.
Zielgruppe des Materials sind Lehrkräfte, die in der Mittel- und Oberstufe Gesellschaftswissenschaften, Wirtschaft, Arbeitslehre oder Verbraucherbildung unterrichten. Wird nur ein Modul aufgegriffen, müssen dafür ein bis zwei Unterrichtseinheiten eingeplant werden. Sollen alle Methoden durchlaufen werden, sind mindestens zehn Unterrichtseinheiten erforderlich.