Weil Themen der Verbraucherbildung häufig sehr lebensnah sind, eignen sie sich besonders für den Distanzunterricht. Lehrerinnen und Lehrer von Verbraucherschulen haben sich für das Homeschooling in den vergangenen Wochen zum Teil sehr kreative Aufgaben und Formate überlegt – ein paar Beispiele zum Nachmachen.
„Hallo meine Lieben, ich grüße euch“, sagt Lehrerin Ann-Kristin Erdmann, während sie in ihrer heimischen Küche steht und in die Kamera lacht. Die Worte gehen an die Siebtklässlerinnen und Siebtklässler ihres Wahlpflichtkurses Verbraucherbildung der Dannewerkschule in Schleswig. „Ich vermisse euch unglaublich und gerade jetzt vor den Sommerferien wollte ich euch unbedingt nochmal etwas zum Arbeitsplatz-Aufbau beibringen.“ Zusammen mit ihren beiden Töchtern (eine vor und eine hinter der Kamera) zeigt Ann-Kristin Erdmann dann in zwei Videos, wie man Küchenutensilien und Arbeitsgeräte am besten organisiert, welche verschiedenen Schneidetechniken es für das Gemüse gibt und wie man später beim Kochen Soßen geschickt andickt.
Diese Videos hat Ann-Kristin Erdmann während der Schulschließungen erstellt. Darüber hinaus hat sie angefangen, an einem Dannewerk-Kochbuch zu arbeiten, für das ihre Schülerinnen und Schüler Rezepte und Fotos einreichen sollten. In einem weiteren Arbeitsauftrag, der per Mail an ihren Wahlpflichtkurs ging, fordert sie ihre Klasse außerdem auf, auf der Webseite der Verbraucherzentrale zum Thema „Covid 19 – die Folgen und Ihre Rechte“ zu recherchieren. In der Aufgabenbeschreibung heißt es: „Die Corona-Krise hat uns weiter fest im Griff! Doch wie sieht es eigentlich mit unseren Rechten aus? Als Verbraucherschule sollten wir auch auf diesem Gebiet fit sein.“ Insgesamt, so Ann-Kristin Erdmann, sei es ihr darum gegangen, den Schülerinnen und Schüler etwas lebensnahe Inhalte zu vermitteln, die sie sofort und für ihr späteres Leben brauchen können.
Virtuelle Schnitzeljagd zum Thema Geld
Auch Nadine Heinrichs, Lehrerin am Konrad Wachsmann Oberstufenzentrum, hat digital mit ihren Schülerinnen und Schülern gekocht. Jedoch ging es bei ihr nicht um ein Erklärvideo, sondern sie hat sich gemeinsam mit ihrer AG „Gesunde Schule“ per Videokonferenz getroffen, sodass alle gleichzeitig kochen und sich austauschen konnten.
Insgesamt hat Nadine Heinrichs ihren Unterricht auf Videokonferenzen umgestellt und im klassischen Stil von „Flipped Classroom“ Inhalte zunächst von den Schülern selbstständig bearbeiten lassen, um dann in der Videokonferenz Fragen zu klären und die Themen zu vertiefen. Zugleich hat sie das Home Schooling aber auch genutzt, um sich ein bisschen vom Lehrplan zu lösen und Zeit für kreative Aufgaben einzubauen.
So hat sie neben dem „normalen Unterricht“ per Videokonferenz mit der App Actionbound eine virtuelle Schnitzeljagd für ihre Klasse erstellt. Diese App einer Berliner Firma hatte sie bereits bei einer Fortbildung der Verbraucherzentrale kennengelernt und konnte sich nun endlich die Zeit nehmen, selbst ein Szenario für ihre Schülerinnen und Schüler zu erstellen. Thematisch ging es um das Oberthema Geld. „Der Chef einer Bank war im Gebäude eingesperrt und wollte raus. Da die Polizei alle Hände voll mit Corona zu tun hatte, mussten die Schülerinnen und Schüler helfen“, erklärt Nadine Heinrichs das erdachte Szenario. Ihre Klasse musste dafür beispielsweise Kreuzworträtsel und Rechenaufgaben lösen oder auch einen Morsecode entschlüsseln.
Kreative Wochenaufgaben zum Thema Ernährung
Jana Brandstäter, Lehrerin an der J.H.A Duncker Oberschule in Rathenow (und Gewinnerin des „Zu gut für die Tonne“-Bundespreises 2020), hat sich zum Thema „Gesunde Ernährung“ vor allem kreative Wochenaufgaben überlegt. In der ersten Woche des Distanzlernen sollten die Schülerinnen und Schüler ihrer 7. Klassen beispielsweise einen Ernährungskreis oder eine Ernährungspyramide mithilfe von Werbeprospekten aus Supermärkten basteln und ihren eigenen Konsum hinterfragen: „Welche Nahrungsmittel nehme ich derzeit zu mir, hat sich mein Essverhalten seit der Schulschließung verändert?“
Die zweite Wochenaufgabe bestand darin, ein gesundes Rezept vorzustellen und es auch selbst zu kochen beziehungsweise zu backen. Dazu sollten die Siebtklässlerinnen und -klässler ihre Arbeitsschritte in Form von Fotos dokumentieren und zusätzlich eine Begründung schreiben, welches Rezept sie warum ausgewählt haben. Entstanden sind zum Beispiel ein Bananenbrot aus Bananen, die sonst im Abfall gelandet wären, Muffins aus Dinkelmehl oder selbst gemachte Kartoffelpuffer. In der dritten Woche sollten die Jugendlichen das Kaufverhalten ihrer Familie unter dem Gesichtspunkt beobachten, wie die gekauften Lebensmittel verpackt sind und wo man die Verpackung hätte vermeiden können.
„Ich war wirklich angenehm überrascht“, sagt Jana Brandstäter, „viele Schülerinnen und Schüler waren hoch motiviert und haben sich richtig ins Zeug gelegt.“ Ihre Aufgaben hat sie in einem Team mit vier weiteren Kolleginnen und Kollegen abgesprochen, denn alle Handlungsfelder, die sonst jeden Montag im Präsenzunterricht auf dem Plan stehen, sollten auch im Homeschooling gleichermaßen abgedeckt werden: Hauswirtschaft und gesunde Ernährung, Kreatives Gestalten und Nachhaltigkeit, Natur und Technik, Berufsorientierung sowie Informatik. „Unser Fokus lag in den letzten Wochen damit nicht nur auf Mathe, Deutsch und Englisch, sondern wir haben versucht eine breite Vielfalt der Unterrichtsfächer abzudecken und uns auch Aufgaben auszudenken, die den Alltag ein wenig bereichern können“, so Jana Brandstäter.