Die UNESCO hat im Oktober den World Teacher’s Day begangen und in diesem Zuge Lehrkräfte als wichtige Motoren für mehr Nachhaltigkeit gewürdigt. Wie sie diese Rolle füllen können, weiß Dr. Barbara Malina, Leiterin des Fachbereichs Bildung bei der Deutschen UNESCO-Kommission. Fünf Fragen an sie.
1. Frau Dr. Malina, die Vereinten Nationen haben eine „Education 2030-Agenda“ verabschiedet. Was hat es damit auf sich?
Die Vereinten Nationen haben im September 17 Ziele nachhaltiger Entwicklung verabschiedet. Ein integraler Bestandteil ist eine globale Bildungsagenda für die Jahre 2016 bis 2030, die von der UNESCO koordiniert wird. Das Bildungsziel innerhalb der nachhaltigen Entwicklungsagenda lautet: „Bis 2030 für alle Menschen inklusive, chancengerechte und hochwertige Bildung sowie Möglichkeiten zum lebenslangen Lernen sicherstellen“.
2. Welche Rolle spielen Lehrkräfte bei der Umsetzung der Agenda?
Internationale Studien zeigen, dass die Rolle des Lehrers für die Bildungsqualität zentral ist. Effektive Lehrmethoden, insbesondere in Bezug auf benachteiligte Gruppen werden benötigt, um hohe Bildungsstandards zu erreichen.
3. Was muss weltweit passieren, damit das Wirklichkeit wird?
Bis zum Jahr 2020 müssen 10,9 Millionen Grundschullehrerinnen und -lehrer eingestellt werden, allein um die Grundschulbildung für Kinder weltweit zu garantieren. Doch Lehrkräfte müssen nicht nur eingestellt, sondern auch aus- und weitergebildet werden. Neben zu großen Schulklassen – mit über 40 Schülern pro Lehrer – sind nicht ausreichend ausgebildete Lehrkräfte noch immer die Hauptbarriere für den Lernerfolg. Von den weltweit 650 Millionen Kindern im Grundschulalter erlernen aktuell mindestens 250 Millionen nicht die Grundlagen des Lesens und Rechnens, obwohl 130 Millionen von ihnen mindestens vier Jahre lang eine Schule besucht haben. Grund dafür ist die mangelnde Qualität des Unterrichts. Das müssen wir ändern.
4. Was tut die UNESCO in Hinblick darauf?
Die UNESCO hat 2008 eine Teacher Task Force ins Leben gerufen. Sie ist vor allem in drei Handlungsfeldern aktiv: erstens Lobbyarbeit und Koordination mit weltweiten Bildungsinitiativen, zweitens Wissenserarbeitung und -verbreitung, und drittens Unterstützung von Ländern bei der Entwicklung politischer Strategien zur Förderung von Lehrerinnen und Lehrern. Darüber hinaus ist ihr Bildungsmonitoring eine wichtige Grundlage für Bildungspolitiker weltweit, um die richtigen Entscheidungen zur Förderung von Lehrkräften zu treffen. Auch arbeitet die UNESCO mit unterschiedlichen Rechtsinstrumenten, um den Status des Lehrpersonals zu stärken.
5. Was bedeutet das für Lehreraus- und Fortbildungen in Deutschland?
Um hochwertige Bildung sicherstellen zu können, muss auch hierzulande die Ausbildung, die berufsbegleitende Weiterbildung und die Beratung von Bildungspersonal verbessert werden.
Datum: 14.12.2015
„Wer hohe Bildungsstandards will, muss in Lehrkräfte investieren“
Fünf Fragen an… Dr. Barbara Malina, Deutsche UNESCO-Kommission