Was taugen für Schule und Unterricht konzipierte Apps? Handysektor.de, ein werbefreies Infoportal für Jugendliche, geht dieser Frage nach und hat bereits etliche der Mini-Programme für das Smartphone getestet. Redaktionsleiter Markus Merkle erklärt im Interview, was dabei herausgekommen ist und was er für die Zukunft erwartet.
1. Herr Merkle, Sie testen Apps, die sich für die Schule eignen. Was ist der Grund?
Weil wir dazu mehr und mehr Anfragen von Lehrkräften erhalten haben. Es gibt inzwischen über zwei Millionen Apps für Smartphones und Tablets, viele eignen sich auch für den Unterricht. Und viele Lehrerinnen und Lehrer, vor allem jüngere, möchten die einsetzen. Schon weil sie damit an die Gewohnheiten, an den Alltag ihrer Schülerinnen und Schüler anknüpfen können. Oft sind sie aber unsicher, welche Apps sich tatsächlich eignen. Wir geben ihnen da Orientierung.
2. Wie ist es um die Qualität der Apps generell bestellt?
Es gibt schon viele tolle Apps für den Unterricht und täglich kommen neue hinzu. Wir testen Apps zu den Themen Sprache und Gesellschaft, Natur und Technik, Sport, Kunst und Musik und für den fächerübergreifenden Unterricht. Da gibt es viel Hochwertiges: Von der App für die Vorbereitung zum Deutsch-Abitur bis zu Apps, mit denen sich eigene Musik erstellen lässt. Es gibt auch erste Angebote zu konsumrelevanten Themen: zur gesunden Ernährung, zur Bildung für nachhaltige Entwicklung, zum Verbraucherrecht oder zur Medienkompetenz.
3. Wo liegt der Nutzen für den Unterricht?
Mit vielen Apps lassen sich komplexe Themen praktisch vermitteln. Es gibt zum Beispiel eine Schuledition des Spiels „Minecraft“, das spielerisch in Grundlagen der Architektur einführt. Oder nehmen Sie das ganze Feld der Medienkompetenz. Wie will man die vermitteln, wenn nicht durch Einsatz von Medien? Wer Apps im Unterricht nutzt, übt den Umgang mit diesem Medium, unabhängig vom Thema.
4. Sind Apps im Unterricht bald Standard?
Ich gehe fest davon aus, dass ihr Einsatz stark zulegen wird. Apps werden den herkömmlichen Unterricht zwar so schnell nicht ersetzen, das sollen sie auch gar nicht. Aber sie werden ihn langfristig ergänzen. Und wir werden eine weitere Professionalisierung erleben. Viele Schulbuchverlage drängen jetzt schon in den Markt, Verbraucher- oder Umweltschutzorganisationen werden folgen. Für den Unterricht bietet das große Chancen – wenn die Lehrerinnen und Lehrer ihre Methoden anpassen. Sie sollten nicht jeden Tag neue Apps einsetzen, sondern überlegen, was sie mit ihrem Unterricht erreichen wollen und dann prüfen, wie sie dahin kommen. Apps werden sich da künftig deutlich öfter anbieten.
5. Wenn das so ist: Wer sollte deren Qualität sichern?
Lehrkräfte alleine können das sicher nicht leisten, dafür fehlen ihnen die Zeit und das Know-how. Im Moment springen da Blogger oder unabhängige Stellen wie wir in die Bresche. Mittelfristig sollte der Staat hier Strukturen aufbauen. Wenn die Bildungspolitik es ernst meint mit dem Mehr an Medienkompetenz, muss sie auch ausreichend Geld und Personal bereitstellen – auch zur Qualitätssicherung.