Handys und Jugendliche – das ist ein Paar, das sich kaum trennen lässt. Wie können Schulen damit umgehen? Handys rigoros verbieten? Oder sie zulassen, vielleicht sogar für Unterricht nutzen? Die Medienwissenschaftlerin Antje vom Berg beschäftigt sich für die Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen (LfM NRW) mit diesen Themen. Fünf Fragen an sie.
1. Frau vom Berg, Handys sind in der Schule verboten, oder?
Das kommt darauf an, wo man lebt. In Bayern sind sie qua Gesetz tatsächlich verboten. In den restlichen Bundesländern überlassen die Gesetzgeber das weitgehend den Schulen. Ich denke, das ist sinnvoll so. Jede Schule sollte eigene Regeln finden. Am besten im Austausch zwischen Lehrkräften, Eltern und Schülerschaft. Ein generelles Verbot sehe ich kritisch. Für Notfälle sollten Handys erlaubt sein, auch für den kreativen Einsatz im Unterricht. Sie dürfen ihn aber nicht stören.
2. Können Handys den Unterricht denn bereichern?
Da gibt es schöne Ideen, viele finden sich auf der Website handysektor.de, die wir mit betreiben. Die Kameras von Smartphones lassen sich zum Beispiel mit ein paar Plexiglasscheiben zu Mikroskopen aufpeppen. Es gibt auch Apps, mit denen man Radioaktivität messen kann und unzählige Möglichkeiten, mit den Geräten selbst Videos zu produzieren oder zu bearbeiten. Wer Unterricht so gestaltet, kann bei Kindern und Jugendlichen ziemlich punkten.
3. Und was müssen sie als Konsumenten dieser Geräte lernen?
Ein großes Thema, auch auf handysektor.de, sind immer wieder In-App-Käufe. Wenn eine App also erst kostenlos angeboten wird, man sie dann aber nur richtig nutzen kann, wenn man bestimmte Features gegen Geld freischaltet. Abo-Fallen gibt es auch noch etliche. Und viele beliebte Apps sind nur vordergründig gratis. Tatsächlich bezahlt man mit den eigenen Daten. Das sind alles Themen der Verbraucherbildung. Ich finde, sie sollten im Unterricht Platz finden.
4. Sind Handys also per se eine Bereicherung für die Schule?
Wie jedes Medium haben sie gute und schlechte Seiten. Die zu reflektieren, heißt Medienkompetenz trainieren. Den meisten Jugendlichen müssen wir nicht mehr technische Kompetenzen an den Geräten vermitteln. Die haben sie. Es geht mehr um die Frage, wo helfen uns Handys – und wo behindern sie uns? Wo erschweren sie das Zusammenleben in der Gemeinschaft? Wie können wir zum Beispiel mit Cybermobbing umgehen? Solche Themen muss Schule frühzeitig aufgreifen, damit das Kind erst gar nicht in den Brunnen fällt.
5. Und die Lehrkräfte sind dafür fit genug?
Dieses Reflektieren gehört zum Handwerkszeug guter Lehrerinnen und Lehrer. Aber einige fühlen sich schon unsicher beim Thema Handynutzung. Einfach weil sie den Jugendlichen hier eine größere Kompetenz zuschreiben. Diese Kompetenzen können aber auch ein großer Vorteil sein – wenn Lehrkräfte sie zur Unterrichtsgestaltung nutzen, für ein Lernen auf Augenhöhe.
Datum: 02.11.2015
„Handys können den Schulunterricht bereichern“
Fünf Fragen an… Antje vom Berg, Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen