Der Safer Internet Day ist ein jährlich im Februar wiederkehrender weltweiter Aktionstag, um Menschen aller Altersgruppen für Sicherheitsfragen im Internet zu sensibilisieren und das Internet zu einem besseren Ort für Kinder und Jugendliche zu machen. Genau dieses Ziel verfolgt auch der Verein Seitenstark. Seit 2022 verleiht er zu diesem Zweck das Seitenstark-Gütesiegel, das qualitativ hochwertige Kinderwebseiten auszeichnet. Es soll sowohl Webseiten-Betreiber:innen Ansporn und Hilfestellung sein, als auch Kindern und Erziehungsberechtigten sowie Pädagog:innen und Lehrkräften Orientierung bieten.
In der ersten Auszeichnungsrunde erhielten 31 Kinderwebseiten das Seitenstark-Gütesiegel. Bei ihnen handelt es sich laut Verein um Orte innerhalb der Onlinemedienwelt, an denen Kinder willkommen und sicher sind, sich einbringen und informieren sowie kommunizieren, teilhaben und mitgestalten können. Von Politik und Religion über Medien bis zu Umwelt und Nachhaltigkeit bieten die ausgewählten Internetseiten ein breites Themenspektrum und Lehrkräften somit „vielfältige Anschlussmöglichkeiten für den Unterricht“, sagt Friederike Siller, Seitenstark-Vorstand und Professorin am Institut für Medienforschung und Medienpädagogik der Technischen Hochschule Köln. „Angebote wie HanisauLand oder Frieden-Fragen greifen etwa aktuelle politische Themen auf, die absolut relevant für den Unterricht sind.“ Daneben gehören zu den Gütesiegelträgern auch Lernangebote wie Meine-Forscherwelt von der Stiftung „Haus der kleinen Forscher“ oder Kinderfunkkolleg-Mathematik des Hessischen Rundfunks.
Gemein ist den ausgezeichneten Webseiten, dass sie den vom Seitenstark-Verein festgelegten fünf Qualitätsstandards für gute digitale Kindermedien entsprechen. Das heißt, sie
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verfügen über eine kindgerechte Konzeption,
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vermitteln positive Grundwerte wie Toleranz, Respekt, Fairness, Solidarität und Achtsamkeit,
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leisten einen Beitrag zur Medienkompetenz,
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ermöglichen Kindern Teilhabe und
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sorgen für Schutz und Sicherheit.
„Das sind die Punkte, die dem Verein und den im Verein aktiven Medienpädagoginnen und -pädagogen wichtig sind, wenn es um Inhalte für Kinder geht“, erklärt Professorin Siller. Sie seien an die Kinderrechte angelehnt, „die ja auch im digitalen Raum gelten und bei denen es nicht nur um Schutz, sondern auch um Befähigung und Teilhabe geht.“
Mithilfe der Qualitätsstandards will der Verein den veränderten Herausforderungen begegnen. Denn „die kindliche Mediennutzung hat sich massiv gewandelt“, sagt die Professorin für Medienpädagogik. Habe sich der Seitenstark-Verein in seinen Anfängen ab 2007 noch ausschließlich auf die Qualität von Internetseiten für Kinder fokussiert, bedürfe es nun „einer Diskussion um Qualität, die digitale Kindermedien generell im Blick hat, die sich auf Apps ebenso bezieht wie auf Webseiten, Podcasts oder Angebote digitaler Sprachassistenten“. Dazu sollen die Qualitätsstandards einen Beitrag leisten und Eltern sowie pädagogische Fachkräfte – ähnlich dem Gütesiegel – bei der Auswahl digitaler kindgerechter Angebote unterstützen.
Darüber hinaus könnten die Qualitätsstandards Lehrkräften im Unterricht als Gesprächsanlass dienen, um die Schüler:innen für altersangemessene qualitativ hochwertige digitale Angebote zu sensibilisieren. „Lebensweltorientiert können sie dafür mit den Schülerinnen und Schülern zum Beispiel entlang dieser fünf Standards digitale Angebote analysieren, die die Kinder besonders interessieren. Ich glaube, da wird man zu sehr spannenden Ergebnissen kommen“, so Professorin Siller. Alternativ lasse sich mithilfe der Qualitätsstandards und der für Kinder entwickelten Checklisten eine Überprüfung der Siegelträger durchführen, um mit den Lernenden zu ergründen, warum eine Webseite die Auszeichnung erhalten hat. „So lässt sich auf einer Metaebene mit den Kindern über gute Angebote für sie ins Gespräch kommen“ – und zwar auch schon in der Grundschule: „Es ist sehr wichtig, mit dieser Altersgruppe zu arbeiten, und zwar bevor sie Social Media nutzt und bevor sie ein eigenes Smartphone besitzt.“ Entsprechend vorbereitet könnten sie dann, sobald sie mehr Zeit mit digitalen Angeboten verbringen, qualitätsvolle Inhalte bereits erkennen.
Bewerbung um das Seitenstark-Gütesiegel
Im ersten Auszeichnungsjahr 2022 stand die Bewerbung um das Seitenstark-Gütesiegel zunächst ausschließlich Kinderwebseiten aus dem Seitenstark-Netzwerk offen sowie Kinderwebseiten, die in den zurückliegenden Jahren ein Siegel des mittlerweile eingestellten Erfurter Netcode e.V. erhalten hatten. Das aktuelle Bewerbungsverfahren startet voraussichtlich am 15. Februar 2023 und richtet sich dieses Mal an alle deutschsprachigen Kinderwebseiten. Interessierte Anbieter:innen finden im Leitfaden „Empfehlenswerte digitale Kindermedien – Schwerpunkt: Kinderwebseiten“ Unterstützung, wie sich die Seitenstark-Qualitätsstandards konkret umsetzen lassen und können mithilfe des Online-Prüftools einen ersten Selbstcheck durchführen.