Wir stellen regelmäßig vor, wie Schulen aus dem Netzwerk Verbraucherschule Verbraucherbildung umsetzen. Nachmachen erlaubt.
Handlungsbezogener, lebenspraktischer Unterricht gehört zum Alltag der Förderschule Haus Hall für geistige Entwicklung in Gescher, Nordrhein-Westfalen. Das Ziel des Lehrkollegiums: die Schüler:innen unterstützen, ihr Leben möglichst selbstständig meistern zu können – auch mithilfe von Verbraucherbildung. Sie ist daher Teil des Schulprogramms. Regelmäßig finden Unterrichtsreihen zu den vier Themenschwerpunkten nachhaltiger Konsum, Ernährung, Finanzen und Medien statt und seit 2022 auch eine jahrgangsübergreifende Projektwoche.
Im Überblick
- Thema: Projektwoche 2022 – Wir für unsere Erde!
- Handlungsfelder: Finanzen, nachhaltiger Konsum, Ernährung, Medien
- Klassenstufe: alle 20 Klassen der Schule
- Lebensweltbezug: Auseinandersetzung mit der eigenen Rolle auf der Erde und individuelle Möglichkeiten, als kritische Verbraucher:innen zum Erhalt beizutragen
- Umfang/Dauer: eine Woche
- Methoden: Beteiligung der Klassen bei der Projektwahl, thematisch passende Exkursionen, Präsentation der Ergebnisse bei einem Museumsgang
Herangehensweise und Umsetzung
„Wir für unsere Erde!“ – unter diesem Titel setzten sich die 20 Klassen der Schule Haus Hall im Frühjahr 2022 mit verschiedenen Verbraucherbildungsthemen im Zuge der Projektwoche auseinander. Abhängig von den individuellen Möglichkeiten und Bedürfnissen der Lernenden organisierten die Lehrer:innen Aktionen und Maßnahmen zu unterschiedlichen Themen.
Die Schüler:innen des Projekts „Vom Korn zum Brot“ profitierten von einer nahegelegenen Ausstellung genau zu diesem Schwerpunkt und säten selbst Körner aus, um die Entwicklung mit eigenen Augen verfolgen zu können. Eine andere Klasse widmete sich der Frage, wie wichtig Honig- und Wildbienen für die Umwelt sind, und empfing Besuch von der biologischen Station Zwillbrock sowie einem Imker. Im Verlauf der Projektwoche durfte die Klasse zudem den Lebensraum der Bienenvölker des Imkers auf einem Bauernhof erkunden, mit Honig Müsliriegel herstellen und selbst Samenkugeln produzieren. Diese pflanzten sie ein und schufen einen Blühstreifen, der Wildbienen eine Nahrungsquelle bietet.
Derweil überlegten die Schüler:innen, die den Brötchendienst der Schule organisieren, wie sie diesen nachhaltiger gestalten und gleichzeitig finanziell optimieren können. Bei einem Besuch im Lebensmittelgeschäft verglichen sie dafür die Preise von Bio- und Nicht-Bio-Produkten. Ein Ergebnis: Sie entschieden sich, dass für die belegten Brote notwendige Gemüse, wie Salat, Tomate und Gurke, ab sofort selbst auf dem Schulgelände anzubauen. Eine weitere Klasse widmete sich währenddessen ganz grundsätzlich dem Thema Ernährung: Was braucht der Körper an Nährstoffen? Welche Lebensmittel gehören zu einer ausgewogenen Ernährung und welche nicht? Die Schüler:innen lernten unter anderem verschiedene Kräuter kennen, für die sie unter Berücksichtigung der Wachstumsbedingungen Kräuterpaletten anlegten und die sie zum Kochen nutzten.
Den Abschluss der Projektwoche bildete ein Museumsgang, bei dem die Lernenden die Chance erhielten, sich einen Eindruck von den anderen Projekten zu verschaffen. Einige Aktivitäten wurden auch darüber hinaus fortgesetzt: Körner sowie Gemüse geerntet und weiterverarbeitet, der Blühstreifen beim Wachsen beobachtet.
Vor allem die ausgeprägte Handlungsorientierung der einzelnen Projekte ermöglichte einen starken persönlichen Bezug zu den Inhalten. In Kombination mit den sichtbaren und teils dauerhaften Ergebnissen bietet diese Herangehensweise die Chance, dass das Gelernte nachhaltig im Bewusstsein der Schüler:innen verbleibt. Der Erfolg der Projektwoche veranlasste das Kollegium der Schule Haus Hall zur einstimmigen Entscheidung, sie im zweijährigen Rhythmus zu wiederholen und in das Schulprogramm aufzunehmen.