Privat ist das Smartphone für junge Menschen nicht mehr wegzudenken, während digitale Technik an Schulen nur sehr selten zum Einsatz kommt. Die JIM-Studie 2017 zeigt die wachsende Diskrepanz in Zahlen.
Viele Jugendliche lernen mit Hilfe von Laptop, Tablet oder Smartphone – allerdings eher zu Hause. Im Rahmen der JIM-Studie 2017 ("Jugend, Information, (Multi)-Media") wurden Zwölf- bis 19-Jährige in Deutschland auch zu ihrem Medienumgang im Hinblick auf Hausaufgaben, Lernen und Schule befragt. Die Ergebnisse zeigen, dass Jugendliche knapp die Hälfte ihrer Lern- und Hausaufgabenzeit zu Hause am Computer oder im Internet verbringen (45 % beziehungsweise 44 Minuten). Die digitale Hausaufgabenzeit steigt mit zunehmendem Alter der Jugendlichen: von einer guten halben Stunde bei den Zwölf- bis 13-Jährigen auf eine Stunde bei den volljährigen Schülern.
In der Schule hingegen sind digitale Medien weiterhin nicht recht angekommen. Betrachtet man die Medien, die im Unterricht mindestens mehrmals pro Woche eingesetzt werden, spielen nur das Whiteboard (31%) und der Computer (22%) eine nennenswerte Rolle im Schulalltag. Smartphones (13 %), Laptops (9 %) oder Tablet-PCs (4 %) kommen weiterhin selten vor. Auch die Frage nach der Nutzung "zumindest einmal im Monat" bestätigt dieses Bild: Nur rund jeder zehnte Schüler nutzt im Zeitraum von vier Wochen einen Tablet-PC in der Schule (11 %), jeder Vierte ein Notebook (25 %) und jeder Dritte ein Smartphone (31 %). Nur Whiteboards und stationäre Computer kommen bei rund jedem zweiten Schüler monatlich zum Einsatz (43% und 59%). Auch bei der Nutzung des Internets zeigt sich diese ungleiche Verteilung: „Fasst man die Nutzung auf den Zeitraum ‚mindestens einmal pro Woche‘ zusammen, arbeiten 63 Prozent zuhause, aber nur 42 Prozent in der Schule wöchentlich im Internet“, heißt es in der Studie.
221 Minuten täglich im Netz
Das Leben der Jugendlichen spielt sich somit in zwei verschiedenen Welten ab: Während das Smartphone in der Schule fast nie zum Einsatz kommt, ist es privat für junge Menschen nicht mehr wegzudenken. Wie aus der JIM-Studie hervorgeht, sind die Zwölf- bis 19-Jährigen mittlerweile durchschnittlich 221 Minuten pro Tag online. Damit ist laut dem Statistik-Portal „statista“ die Zeit, die online verbracht wird, im Vergleich zu 2016 um zehn Prozent gestiegen. Vergleicht man die aktuellen Zahlen mit der JIM-Studie von 2007, kann man feststellen, dass sich die Onlinezeit von Jugendlichen innerhalb von zehn Jahren mehr als verdoppelt hat (von 106 auf 221 Minuten).
Darüber hinaus gibt die aktuelle JIM-Studie Aufschluss über die Kommunikationsformen der Jugendlichen. So tauschen sich 94 Prozent der Zwölf- bis 19-Jährigen regelmäßig über Whatsapp aus. Auf Platz zwei der mindestens mehrmals pro Woche genutzten Kommunikationsanwendungen steht Instagram (57 %), knapp dahinter liegt Snapchat mit 49 Prozent . Facebook wird nur noch von einem Viertel (25%) der Jugendlichen regelmäßig genutzt. Im Detailvergleich der einzelnen Dienste zeigt sich außerdem, dass die Jugendlichen auf Snapchat deutlich aktiver sind als bei Instagram. Während bei Instagram auch Accounts zu einem bestimmen Thema oder von Prominenten eine Rolle spielten, stehe bei Snapchat eher der persönliche Aspekt im Vordergrund, so die Studie.
Die Studienreihe JIM wird vom Medienpädagogischen Forschungsverbund Südwest (mpfs) seit 1998 jährlich in Zusammenarbeit mit dem Südwestrundfunk durchgeführt. Für die Befragung wurden 1.200 Jugendliche zwischen zwölf und 19 Jahren im Frühsommer 2017 telefonisch befragt.