Bei der Auszeichnung der Verbraucherschulen 2024 Anfang Juni in Berlin gab es neben feierlichen Worten und Urkunden auch eine bittere Nachricht: Dem Netzwerk und der Auszeichnung Verbraucherschule droht das Aus. Die Finanzierung ist ab 2025 nicht mehr gesichert. Einige Lehrkräfte aus dem Netzwerk möchten das nicht hinnehmen und haben eine Petition gestartet.
„Meine Kolleginnen und ich wollten unbedingt unterstützen“, sagt Stefanie Bauerdick, Lehrerin am INI Berufskolleg in Lippstadt, Nordrhein-Westfalen, das bereits drei Mal als Verbraucherschule ausgezeichnet wurde. „Wir können nicht verstehen, dass etwas, das im Aufbau ist, wie die Vermittlung einer umfassenden Verbraucherbildung, zum Ende des Jahres eingestellt werden soll.“ Gemeinsam mit Sabine Barth, Lehrerin aus Baden-Württemberg, setzten sie kurzerhand eine Petition auf. Darin beschreiben sie die Bedeutung des Angebots und fordern von der Bundesregierung die Weiterfinanzierung von Netzwerk und Auszeichnung.
Die Bewerbung um die Auszeichnung Verbraucherschule habe ihr Kollegium in der Vergangenheit aufgefordert, mutig neue Themen auszuprobieren und fächerübergreifend zusammenzuarbeiten. „Die Auszeichnung fordert und fördert Qualität“, so Bauerdick. Dieses Engagement werde umgekehrt mit Sichtbarkeit belohnt.
Am Anfang startet man meist mit wenigen Lehrkräften und sei besonders auf externe Unterstützung des Netzwerks angewiesen. So besuchten diese zunächst zahlreiche digitale Fortbildungen des Netzwerks und tauschten sich länderübergreifend mit Lehrkräften aus. Die Impulse und Materialien probierten sie meist direkt im Unterricht aus. Mit der Zeit schlossen sich immer mehr Kolleg:innen an und integrierten Verbraucherbildung in ihre jeweiligen Fächer, berichtet Bauerdick. „Es fühlt sich so an, als ob ein seit langem wachsender Baum nun endlich Früchte trägt“, beschreibt sie die Entwicklung an ihrer Schule.
„So etwas passiert nicht von heute auf morgen. Verbraucherbildung ist ein Thema der Schulentwicklung“. Hierfür bräuchten Schulen Zeit und Unterstützung, damit sich etwas entwickeln könne. „Wir müssen langfristig denken und planen und wir brauchen auf Dauer Unterstützung“, so Bauerdick.
Die Vielfalt und die aktuellen Entwicklungen der vier Handlungsfelder Finanzen, Medien, Ernährung und nachhaltiger Konsum im Blick zu behalten, könne eine Lehrkraft nicht leisten. „Gerade jetzt in dieser herausfordernden Zeit ist Verbraucherbildung ein hoch aktuelles und wichtiges Thema", findet auch Sabine Barth. „Die Themenbereiche sind genau das, was unsere Schüler:innen zum Heranreifen und für Ihr künftiges Erwachsenenleben brauchen. Medienbildung und Medienkompetenz sind im Zeitalter der Digitalisierung und Desinformation essenziell. Der verantwortungsvolle Umgang mit den knappen Ressourcen unserer Welt, den eigenen Finanzen und der Gesundheit gehören zur Grundbildung und werden in den kommenden Jahren noch mehr im Mittelpunkt stehen", erklärt sie weiter.
Sabine Barth, Stefanie Bauerdick und ihre Kolleginnen finden: „Hierfür braucht es den Austausch, die Fortbildungen und die geprüften Unterrichtsmaterialien des Netzwerks Verbraucherschule“. Denn in einem sind sie sich sicher „Verbraucherbildung gehört in die Schule“.
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