Jugendliche sind an Wirtschaftsthemen durchaus interessiert und wünschen sich teilweise sogar, dass sie in der Schule mehr darüber lernen, wie man mit Geld umgeht. Darauf weist die jüngste Jugendstudie des Bankenverbands hin. Einen ersten Streifzug durch die Finanzwelt, auf dem Lehrkräfte ihre Schüler:innen mit den Grundlagen bekannt machen können, bietet die Banktour der Verbraucherzentrale. Das Besondere: Die jungen Verbraucher:innen besuchen dabei Bankfilialen vor Ort und lassen sich in Kleingruppen beraten. „Das ist eine wunderbare Möglichkeit, in einem geschützten Rahmen erste Erfahrungen mit Banken zu machen“, sagt Katrin Rieger, Referatsleiterin Verbraucherbildung bei der Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein.
Jugendliche stellen für Banken eine begehrte Zielgruppe dar: sowohl als Kund:innen als auch potenzielle Auszubildende. Dafür will die Banktour sie sensibilisieren und ihnen gleichzeitig notwendiges Wissen vermitteln, um die ersten Schritte in der Finanzwelt gut vorbereitet gehen zu können. Im Mittelpunkt stehen daher unter anderem folgende Fragen: Wofür brauche ich ein Bankkonto? Welches Angebot ist das richtige für mich? „Am Ende der Unterrichtseinheit sind die Schüler:innen in der Lage, auf diese Fragen zu antworten“, sagt Rieger. Dafür setzen sie sich mit ihrer Rolle als Verbraucher:innen auseinander: Sie vergleichen verschiedene Angebote und lernen, diese kritisch zu bewerten, um eine eigene Haltung zu entwickeln. „Langfristig gesehen ist das ein Baustein für eine wirtschaftliche und nachhaltige Lebensführung.“
Integration in den Schulalltag
Die Banktour der Verbraucherzentralen richtet sich an Schüler:innen der Klassen 9 bis 11 und eignet sich auch für die berufliche Bildung. Lehrkräfte können die Unterrichtseinheit sowohl innerhalb einer Projektwoche als auch im regulären Unterrichtsalltag umsetzen. Inhaltliche Anknüpfungspunkte bieten neben der Verbraucherbildung die Fächer Politik, Sozialkunde sowie Wirtschaft/Wirtschaftslehre; ein fächerübergreifender Ansatz ist denkbar. Rund drei Schultage sollten Lehrer:innen für die Umsetzung einplanen.
Das Material zur Banktour – eine Handreichung für Lehrkräfte sowie Arbeitsblätter für Schüler:innen – stehen jeweils auf den Internetseiten der Verbraucherzentralen zum Download zur Verfügung. Bei Bedarf besteht die Möglichkeit, bei der Verbraucherzentrale vor Ort Unterstützung für die Umsetzung anzufragen.
Die Kernbotschaften der Banktour lauten:
- Vergleichen lohnt sich!
- Einmal kostenlos heißt nicht immer kostenlos!
- Bankberater:innen sind auch Verkäufer:innen!
Vor allem über den letzten Punkt sollten sich die Schüler:innen bewusst sein, mahnt Rieger. Im Zuge der Banktour beschäftigen sich die Lernenden deshalb auch mit den unterschiedlichen Interessen, die Banken und Bankkund:innen jeweils verfolgen. „Vor den Bankbesuchen sollten sie gut darauf vorbereitet werden, dass Banken nicht nur ein Informationsinteresse haben, sondern Anbieter sind, und sie dort eventuell mit Werbung konfrontiert werden“, so Rieger. Ein im Plenum vorbereiteter Fragenkatalog helfe ihnen, den Überblick im Gespräch zu behalten und kritisch zu bleiben. Neben Fragen rund um das Bankkonto empfiehlt Katrin Rieger, auch das Beratungssetting zu berücksichtigen. Eine interessante Frage sei etwa, warum Bankberater:innen sich so formell kleiden. Vorab festgelegte Beobachtungsaufträge – etwa zur Umgebung, Kleidung und zum Verhalten der beratenden Person – können die Informationen aus dem Beratungsgespräch ergänzen.
Mit Blick auf die unterschiedlichen Interessen sei ebenfalls im Vorfeld mit den Schüler:innen zu klären, ob diese die Banken inkognito besuchen oder bei der Terminabsprache die jeweiligen Ansprechpartner:innen informieren, dass es sich um eine Projektidee der Verbraucherzentrale handelt. „Wir haben in der Vergangenheit gute Erfahrungen damit gemacht, transparent mit Banken über das Vorhaben zu sprechen“, so Rieger.
Im Anschluss an die Bankbesuche folgt die Auswertung der Antworten und Beobachtungen. Mithilfe einer Wandzeitung aus Plakaten oder eines Galeriegangs lassen sich die jeweiligen Ergebnisse nicht nur den Mitschüler:innen zugänglich machen, sondern auch anderen Klassen oder Jahrgängen. „Die Rückmeldungen, die wir bislang bekommen haben, sind durchweg positiv“, sagt Rieger. „Wir sind überzeugt, die Rahmenbedingungen stärken die Schüler:innen in ihrer Rolle als kritische Verbraucher:innen.“
Online-Fortbildung zur Banktour
Yvonne Schmieder von der Verbraucherzentrale des Saarlandes und Katrin Rieger von der Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein stellen im Rahmeneiner Online-Fortbildung im Netzwerk Verbraucherschule die Banktour und das zugehörige Arbeitsmaterial vor. Die Veranstaltung zum Themenbereich Finanzen richtet sich an Lehrende der Sekundarstufe I und II. Zur Anmeldung: