Private Haushalte stehen in diesem Jahr im Mittelpunkt der Aktionswoche „Deutschland rettet Lebensmittel“, die das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) vom 29. September bis 6. Oktober 2022 zum dritten Mal ausruft. Sie findet im Rahmen der bundesweiten „Zu gut für die Tonne“-Strategie statt und soll gegen Verschwendung und für mehr Wertschätzung von Nahrungsmitteln mobil machen. Dabei sollen schon die Jüngsten lernen, welche Ursachen und Auswirkungen unnötige Lebensmittelabfälle haben.
Insgesamt rund 12 Millionen Tonnen Lebensmittel landeten laut BMEL 2015 im Müll. Etwas mehr als die Hälfte der Abfälle entstanden in Privathaushalten. Obst und Gemüse wurden am häufigsten weggeworfen. Sie machten 34 Prozent der Haushaltsabfälle aus.
„Eine der Hauptursachen für Lebensmittelverschwendung ist falsche Lagerung“, erklärt Sonja Pannenbecker, Referentin für Lebensmittel und Ernährung bei der Verbraucherzentrale Bremen. Sie koordiniert die Aktivitäten der Verbraucherzentralen zur Gemeinschaftsaktion „Deutschland rettet Lebensmittel“, darunter auch das "Citizen Science"-Projekt. Dabei werden Bürger:innen selbst zu Forscher:innen, indem sie die Lebensmittelabfälle im eigenen Haushalt messen und anschließend überprüfen, mit welchen Maßnahmen sie diese am besten reduzieren können. Durchgeführt wird das Citizen Science Projekt im Rahmen des Dialogforums private Haushalte durch Wissenschaftlerinnen der TU Berlin, des Ecologic Institut und Slow Food Deutschland.
Noch bis zum 21.9. können Interessierte sich für das Projekt registrieren und im digitalen Küchentagebuch ihre Lebensmittelabfälle dokumentieren. In der Aktionswoche lernen sie dann Maßnahmen zur Müllvermeidung kennen und bilden im Anschluss erneut im Tagebuch die Menge der Abfälle ab. So wird erforscht, welche Müllvermeidungsstrategien optimal wirken. Auch die Kinder des Haushaltes lassen sich gut in das Vorhaben einbinden.
„Das Thema Lebensmittelverschwendung ist ein toller Einstieg in das Themenfeld nachhaltiger Konsum“, ist Pannenbecker überzeugt. „Die Kinder und Jugendlichen interessieren sich dafür, denn es ist lebensnah und lässt sich in fast allen Fächern unterbringen.“ Ob es um Politik, Wirtschaft, Geschichte und Naturwissenschaften geht oder um Ethik, Religion und Kunst: Der eigene Umgang mit Nahrungsmitteln biete zahlreiche Anknüpfungspunkte, so die Ernährungswissenschaftlerin weiter. Zudem sei der sparsame Umgang mit Nahrungsmitteln in allen großen Religionen verankert und auch unter kulturellen Gesichtspunkten ein guter Lernanlass, der sich ganz aktiv im Alltag erleben lässt.
Auch ein genauer Blick in die Schulkantine lasse rasch Bewusstsein dafür wecken, dass Essensreste Geld und Ressourcen kosten, erklärt Pannenbecker. Wird beispielsweise durch gute Planung und richtiges Verhalten weniger verschwendet, kann die Schule mehr in gutes Essen investieren. So ließen sich schnell Ergebnisse erzielen und gemeinsam mit den Schüler:innnen neue Ideen entwickeln und umsetzen. „Die Jugendlichen werden irgendwann einen eigenen Haushalt führen und erkennen schnell, wie wichtig das Thema ist und dass jeder Einfluss auf das eigene Verhalten hat“, so Pannenbecker.
Neben den Angeboten anlässlich der Aktionswoche bieten die Verbraucherzentralen zahlreiche weitere Materialien und Vorträge für Schulgruppen jeder Altersklasse. So zum Beispiel die gemeinsam mit der Universität Paderborn entwickelte Unterrichtsreihe „Gib acht“ oder die „Ess-Kult-Tour“, ein Parcours mit acht Stationen rund um Ernährung und Lebensmittel. Schülerinnen und Schüler gehen dabei unter anderem auf Spurensuche nach Zutaten, Zusatzstoffen und Nährwerten, finden auf spielerische Weise heraus, welcher „Ess-Typ“ sie sind, erstellen eine Ökobilanz für verschiedene Lebensmittel und bereiten ein eigenes Gericht zu. Im achten Teil der Reihe, lernen sie, wie sie zum „Lebensmittelretter“ werden können.