Die stark gestiegenen Energiekosten beschäftigen nicht nur Privathaushalte und Unternehmen, auch öffentliche Institutionen wie Schulen stehen vor der Herausforderung, ihren Energieverbrauch zu reduzieren. Das heißt: Nachhaltiges Schulmanagement ist gefragt. Dieses sollte jedoch über akute Energiesparmaßnahmen hinausgehen und auf Dauer angelegt sein. Denn „die Schule ist ein Ort der Bildung, der Vorbildcharakter haben sollte“, sagt Klaus Schilling, Bundeskoordinator der UNESCO-Projektschulen, die sich unter anderem für eine nachhaltige Entwicklung – auch im Schulbereich – engagieren. Im Mittelpunkt dabei: der Whole School Approach.
Die rund 300 UNESCO-Projektschulen in Deutschland zeichnen sich laut Deutscher UNESCO-Kommission dadurch aus, dass sie die Ziele und Werte der UNESCO in ihren Schulprofilen, Leitbildern sowie im Schulalltag und der pädagogischen Arbeit verankern. 30 von ihnen haben sich im Zuge eines dreijährigen Projekts ab 2019 verstärkt bemüht, mithilfe des Whole School Approach ein ganzheitliches Nachhaltigkeitsprofil zu entwickeln. Nachhaltigkeit ist an diesen Schulen nicht mehr nur ein Thema im Unterricht, entsprechende Prinzipien prägen das gesamte Schulleben und Schulmanagement.
„Wenn an Schulen zwar im Unterricht der Klimaschutz gelehrt, aber im Schulalltag Wegwerfmentalität und Energieverschwendung herrschen, stehen die Bildungsziele im Widerspruch zum Handeln der Institution“, erklärt Schilling den Grund, wieso Schulgemeinschaften sich dem Thema Nachhaltigkeit nicht nur im Klassenraum widmen sollten. Der Whole School Approach identifiziert für eine entsprechende Transformation acht Handlungsfelder, darunter etwa Steuerungs- und Leitungshandeln, Jugendpartizipation – und Bewirtschaftung. Beispiele aus der Praxis der Projektschulen zeigen, dass sich ein nachhaltigeres Schulmanagement auf vielfältige Weise verwirklichen lässt, zum Beispiel indem Schulen
- mit einem Energierundgang Stellen ausfindig machen, an denen sie unnötig Strom verbrauchen und Energie verschwenden, und Maßnahmen entwickeln, dies zu beheben,
- auf regenerative Energiequellen setzen, etwa durch eine Photovoltaikanlage auf dem Schuldach,
- beim Mensa-Angebot darauf achten, dass dies aus fair gehandelten, regionalen und ökologischen Lebensmitteln besteht,
- ihren Schulhof neugestalten, beispielsweise Flächen entsiegeln, naturnahe Gärten und Hochbeete anlegen.
Auffällig bei den Projektschulen: Die Schüler:innen sind am Veränderungsprozess beteiligt. „Sie erhalten die Möglichkeit, ihre Schule und Umwelt mitzugestalten, erfahren Selbstwirksamkeit und erleben direkt, dass sie zum Umwelt- und Klimaschutz beitragen können“, sagt Schilling. Außerdem, so zeigten die Erfahrungen, ermögliche manchmal erst das Engagement der Kinder und Jugendlichen, dass Veränderungsprozesse die notwendige Unterstützung erhalten. „Schülerinnen und Schüler sind tolle Botschafter für ihre Sache.“ Es lohne sich daher, Schülergremien zu stärken. Gleichzeitig sollten Schulverantwortliche die Eltern einbeziehen. „Es macht einen Unterschied, ob sich nur die Schulleitung für ein Projekt engagiert oder die Schulgemeinschaft geschlossen dahintersteht.“ Dies könne nicht nur politische Entscheidungsträger:innen beeinflussen, sondern auch lokale Unternehmen und Stiftungen überzeugen, sich finanziell zu beteiligen.
Wie für Prozesse der Schulentwicklung typisch, sei es für den Erfolg ausschlaggebend, die Maßnahmen an die individuelle Ausgangslage anzupassen, so Schilling. Außerdem sei es wichtig, über eine transparente Kommunikation Beteiligungsmöglichkeiten zu schaffen und Ergebnisse sichtbar zu machen. In einem ersten Schritt sollten Schulen daher ihren Ist-Zustand erheben, um Ziele zu identifizieren. Anschließend gelte es, sich nicht zu viel auf einmal vorzunehmen. „Die Schulen müssen wissen, an welcher Ecke sie mit dem Wandlungsprozess beginnen möchten.“ Ratsam sei es, sich für den Anfang auf zwei Handlungsfelder festzulegen und den Transformationsprozess nach und nach voranzubringen.