Unerwünschte Abonnements und versteckte Kosten können mit Online-Spielen verbunden sein – und junge Spieler:innen sowie ihre Eltern überraschen. Um Schüler:innen über diese Internetrisiken aufzuklären, haben die Europäischen Verbraucherzentren (EVZ) Zypern, Griechenland, Luxemburg, Portugal, Slowakei und Schweden unter der Leitung des EVZ Österreichs passende Materialien für den Englischunterricht entwickelt: „Educational Toolkit for Young Consumers“.
Ein Animationsvideo für Kinder und Jugendliche zwischen elf und 15 Jahren sowie ein vierteiliges Quiz für die bis etwa 17-Jährigen bilden das „Educational Toolkit“ rund um dubiose Online-Angebote. Der thematische Schwerpunkt entstand aus den Erfahrungen der Europäischen Verbraucherzentren im Zuge der juristischen Beratung. „Wir haben immer wieder Fälle, in denen sich Eltern an uns wenden, deren minderjährige Kinder beim Videospielen virtuelle Items gekauft und somit Verträge abgeschlossen haben. Dabei können Kosten von mehreren hundert Euro zusammenkommen“, sagt Pavel Škrabánek, verantwortlich für die Öffentlichkeitsarbeit des EVZ Österreich und an der Entwicklung der Unterrichtsmaterialien beteiligt gewesen. Im Rahmen der gemeinsamen Aktion wollen die beteiligten Verbraucherzentren Unterstützung bieten, um solche finanziellen Schäden zu vermeiden.
In-Game-Käufe, Abo-Fallen und Datenschutzrisiken – das Animationsvideo widmet sich in drei Abschnitten den Fallstricken, die mit Handyspielen verbunden sein können. Dafür zeigt es Kinder in Situationen, in denen sie sich entscheiden müssen,
- ob sie etwa ihr Taschengeld ausgeben wollen, um im Spiel schneller voranzukommen,
- ob sie sich für einen kostenfreien Probemonat anmelden wollen, um ein bestimmtes Spiel spielen zu können, und
- ob sie ihre Daten weitergeben wollen, um im Spiel Werbevideos zu umgehen.
Im Anschluss an jede Szene ist es jeweils Aufgabe der Schüler:innen, sich mithilfe von Einstiegsfragen in die gezeigte Situation hineinzuversetzen und miteinander zu diskutieren, wie sie sich entscheiden würden. „Uns war es wichtig, die Materialien niedrigschwellig zu halten und die Kinder und Jugendlichen mit Fragen zu konfrontieren, die aus dem Alltag kommen“, erklärt Škrabánek. Gleiches gilt für das Quiz, das sich an etwas ältere Jugendliche richtet, die online noch aktiver sind. Deshalb umfasst es neben dem Themenbereich Online-Spiele auch die Schwerpunkte Online-Shopping, digitale Rechte auf sozialen Plattformen sowie Betrug und Abofallen. Das Spiel steht als interaktive Online-Version oder als Druckversion zum Download zur Verfügung. Ein Handbuch für Lehrkräfte mit Anwendungstipps, Lösungen sowie Hintergrundinformationen soll es Lehrer:innen erleichtern, Video und Quiz im Unterricht einzusetzen (Links s.u. „Weitere Informationen“).
Pavel Škrabánek zeigt sich überzeugt, dass der juristische Aspekt des Themas das Material interessant für Lehrkräfte und Schüler:innen macht. Die rechtlichen Problemstellungen allerdings auf ein kindgerechtes Format herunterzubrechen, sei eine Herausforderung gewesen. In den Arbeitsmeetings hätten sich die beteiligten EVZ daher darauf geeinigt, Englischlehrkräfte als Berater:innen hinzuzuziehen. „Wir haben im Entwicklungsprozess Vokabeln und Phrasen vereinfacht und auch manche Frage komplett gekippt, wenn die Pädagogin etwas beeinsprucht hat.“ Kolleg:innen mit Kindern im passenden Alter ließen das Quiz zudem von ihrem Nachwuchs testen.
Ursprünglich sei geplant gewesen, die Materialien in die Landessprachen der sechs beteiligten Europäischen Verbraucherzentren zu übersetzen, erzählt Pavel Škrabánek. „Dann wurde aber 2022 als Europäisches Jahr der Jugend ausgerufen und wir skalierten nach oben.“ Um die breitere Öffentlichkeit und eine größere Zielgruppe ansprechen zu können, entschieden sie sich, die Projektergebnisse auf Englisch anzubieten. „Das hat auch einen weiteren Vorteil: Die Online-Welt nutzt vielfach Englisch; wenn Jugendliche dort in freier Wildbahn unterwegs sind, stoßen sie zwangsläufig auf Vokabeln und Situationen, in denen sie wichtige englische Begriffe kennen sollten, wie subscription, terms, contract, scam oder cancel.“
Bislang wurde das Video über 1200-mal aufgerufen, das Online-Quiz insgesamt rund 1900-mal gespielt. „Das Vorhaben war eigentlich als kleines Projekt geplant; es hat aber dann doch viel Aufmerksamkeit erregt – auch in nicht beteiligten EU-Ländern“, so Škrabánek. Die meisten Quiz-Teilnehmer:innen kommen bisher beispielsweise aus Finnland, das Video erfreute sich bislang vor allem in Spanien großer Beliebtheit.