Wir stellen regelmäßig vor, wie Schulen aus dem Netzwerk Verbraucherbildung diese im Schulalltag umsetzen. Nachmachen erlaubt.
Die Schüler:innen fit für die Zukunft zu machen – das ist ein Hauptanliegen der Ursulinenschule im hessischen Fritzlar. „Uns ist es wichtig, über den Unterricht hinausgehende Alltagskompetenzen zu vermitteln“, sagt die pädagogische Leiterin Katrin Möbus. Neben einer umfassenden Medienbildung ab Klasse 5 verfolgt die Schule daher auch das Ziel, das Bewusstsein der Schüler:innen für ihre mentale Gesundheit zu stärken. „Die Corona-Pandemie hat Spuren hinterlassen und für uns die Frage in den Mittelpunkt gerückt, wie wir die Kinder und Jugendlichen unterstützen können.“ Die Antwort der Ursulinenschule: ein Unterrichtsfach zum Thema Glück.
Im Überblick
- Thema: Unterrichtsfach „Glück – gelingendes Leben“ / „Mit Respekt im Klassenchat“
- Handlungsfelder: Gesundheit / Medienkompetenz
- Klassenstufe: 6. und 9. Jahrgang / 5. Klasse
- Lebensweltbezug: der Wunsch nach einem glücklichen Leben ist universell / Klassenchats gehören mittlerweile zum Schulalltag ab der 5. Klasse dazu
- Umfang/Dauer: 12 Wochen im 6. Jahrgang und im 9. Jahrgang entweder epochal in einem Halbjahr beziehungsweise als Teil des Religionsunterrichts / eine Woche
- Methoden: Workshops / Projektwoche
Herangehensweise und Umsetzung
Ausgehend vom pädagogischen Konzept und von bereits vorhandenen Lehrinhalten setzen sich die Schüler:innen der Ursulinenschule Fritzlar ab der fünften Klasse immer wieder mit dem Thema Glück auseinander, schwerpunktmäßig in der Jahrgangsstufe 6 und 9. In der sechsten Klasse durchlaufen alle Lernenden das Trimester-Angebot „Glück – gelingendes Leben“. Zwölf Wochen lang beschäftigen sie sich dabei kindgerecht mit grundlegenden Fragen: Was ist Glück? Was macht uns glücklich? Was kann ich tun, wenn ich nicht glücklich bin? Wie kann ich andere glücklich machen? Zudem üben sie, ihre Gefühle wahrzunehmen und einzuordnen.
Drei Jahre später greifen sie das Thema noch einmal vertiefend auf. Die Schüler:innen der Klasse 9R behandeln das Thema Glück epochal in einem Halbjahr als eigenes Unterrichtsfach, die der Klassen 9G im Zuge des Religionsunterrichts. „Wir nutzen dabei bestehende thematische Dopplungen, um auch fächerübergreifend zu arbeiten, und knüpfen an die Lebenswelt der Jugendlichen an“, erklärt Katrin Möbus. Der Einfluss sozialer Medien auf das eigene Glücksempfinden darf dabei nicht fehlen. Die Schüler:innen klären, was ihnen Likes bedeuten, wie sie wahrgenommen werden wollen, wie wichtig Selbstliebe und ein gesundes Selbstbewusstsein sind. „Wir kommen mit den Schülerinnen und Schülern im Vergleich zum sonstigen Unterrichtsgeschehen ganz anders ins Gespräch und sie selbst ins Nachdenken“, so die Erfahrung der pädagogischen Leiterin. Die Reflektion der eigenen Bedürfnisse führen idealerweise zu einem bewussteren Konsumverhalten und befähigen die jungen Menschen, mit Unsicherheiten und Herausforderungen in ihrem Leben umzugehen.
Mit den Herausforderungen der virtuellen Welt beschäftigen sich die Schüler:innen der Ursulinenschule ebenfalls ab der fünften Klasse. So erarbeiten sie sich in einem ersten Teil „Respekt im Klassenchat“ während einer Projektwoche unter Anleitung Regeln für ihren Klassenchat. Unterstützung erhalten sie dabei nicht nur vom schuleigenen Medienpädagogen, sondern auch von einem Team aus Schüler:innen der Jahrgangsstufen 9 und 10, die sich zu digitalen Helden haben ausbilden lassen. „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass der Peer-to-Peer-Ansatz besonders geeignet ist, einen kritischen Umgang mit digitalen Medien zu fördern“, sagt Katrin Möbus. Eine weitere Beobachtung: Organisieren die Schüler:innen ihren Klassenchat selbstständig, seien Verstöße leichter zu maßregeln. „Sie zeigen sich dann oftmals einsichtiger.“ Ein zweiter Teil erfolgt zur Vertiefung sechs Wochen später: Den Workshop „WhatsApp & Co.“ begleiten innen- und außerschulische Medienexperten; ein Elterninformationsabend bildet den Abschluss.