Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) soll schon junge Menschen befähigen, ihre Lebenswelt nachhaltig zu gestalten. Diese Kompetenz will auch der Verein „die urbanisten“ aus Dortmund, Nordrhein-Westfalen, mit seinen projektorientierten Bildungsangeboten fördern. Mit dem Ziel, Lehrkräften im ganzen deutschsprachigen Raum diese überregional und niedrigschwellig zur Verfügung zu stellen, hat der Verein zusammen mit der Dortmunder Ortsgruppe des Naturschutzbunds Deutschland (NABU) einen Methodenkoffer mit Workshopkonzepten entwickelt.
„Lebensraum & Ökosystem entdecken“, „Baumscheibengarten aufbauen“, „momoCube‘s selber bauen“, „Upcycling Kunstwerk“ und „Hochbeete selber bauen“ – das sind die Titel der Workshopkonzepte, die die Urbanisten mit dem NABU als Partner im Projekt „Stadtoase Schule – Methodenkoffer zur nachhaltigen Schulgestaltung“ erarbeitet haben. Dabei verknüpften sie das Expertenwissen der Naturschützer:innen mit ihren eigenen Erfahrungen in der Bildungsvermittlung. Gefördert wurde die Initiative als eines von zehn Gewinnerprojekten des Ideenwettbewerbs „Kultur + Nachhaltigkeit = Heimat“ durch den Fond Nachhaltigkeitskultur vom Rat für nachhaltige Entwicklung.
Lehrende und Lernende sollen mit den Materialien ihre Schule und das umliegende Quartier aus neuen Perspektiven erkunden, unterschiedliche Bedürfnisse von Lebewesen in der Stadt erforschen und in kreativen Bau- und Gestaltungsworkshops eigene Ideen zur nachhaltigen Verbesserung vor Ort entwickeln und umsetzen. „Es gibt super viele engagierte Lehrer, die wir gerne unterstützen möchten“, erklärt Florian Artmann, Diplom-Sozialpädagoge, Theaterpädagoge, Erzieher und Vereinsmitglied. Doch bei zwei bis drei Anfragen pro Woche sei das nicht immer vor Ort möglich. „Das schaffen wir einfach nicht. Außerdem sind wir vor allem im Rhein-Ruhr-Gebiet unterwegs.“ Die Bildungsangebote des Methodenkoffers umfassen daher nicht nur jeweils ein pädagogisches Konzept samt detaillierter Beschreibung der einzelnen Arbeitsschritte, sondern auch alle notwendigen Lehr- und Lernmaterialien, damit Lehrkräfte die Workshops selbstständig angehen können. Die Ausnahme bildet lediglich der Workshop zum Thema Hochbeete, für den noch keine ausformulierte methodisch-didaktische Planung existiert.
Wie gut sich die Projekte für den Schulalltag eignen, hat der Verein im Vorfeld der Veröffentlichung gemeinsam mit den Schüler:innen und Lehrkräften der Wilhelm-Busch-Realschule in Dortmund erprobt. „Das hat fantastisch geklappt“, schwärmt Artmann; auch weil der Testlauf auf kleinere Schwachstellen in den Konzepten hinwies. So habe sich etwa der Einstieg in die Projekteinheit zum Baumscheibengarten als zu theorielastig erwiesen. „Das haben wir danach überarbeitet.“ Eine weitere Erkenntnis aus dem Projekt: „Es besteht ein riesiger Bedarf unter Lehrkräften, projektorientiert zu arbeiten.“ Damit also möglichst viele Lehrer:innen die Bildungsmaterialien nutzen können, haben die Entwickler:innen sie in einzelne Abschnitte unterteilt, sodass sie flexibel einsetzbar sind: im Zuge einer Projektwoche, während eines Projekttages, als AG oder Unterrichtseinheit im Rahmen der Lehrpläne.
„Wir wollen, dass die Schülerinnen und Schüler projektorientiert lernen, die Welt zu ergreifen“, sagt Sozialpädagoge Artmann. Mutig sein, sich in den Prozess begeben und individuelle Lösungen finden – das gehöre dazu. Über handwerkliche, kreative und künstlerische Tätigkeiten sollen sie Selbstwirksamkeit erleben sowie nachhaltiges Denken und Handeln erlernen. Artmann wünscht sich, dass die Workshops den Schulgemeinschaften als Initialzündung dienen, ihren Lebensraum Schule mit der Zeit immer nachhaltiger zu gestalten. Der Verein selbst plant bereits, zum fünften Workshop „Hochbeete selber bauen“ ebenfalls ein umfangreiches Bildungspaket zu erstellen und zum Thema Insektenhotels ein weiteres Workshopkonzept zu erarbeiten. „Die bislang entwickelten Workshops sind nur ein kleiner Auszug, aus dem, was wir bieten möchten.“ Auf Anfrage an die Urbanisten sind sie kostenfrei verfügbar.