Wir stellen regelmäßig vor, wie Schulen aus dem Netzwerk Verbraucherbildung diese im Schulalltag umsetzen. Nachmachen erlaubt.
Besonders der Lebensweltbezug der Verbraucherbildung hat das Hubertus-Schwartz-Berufskolleg im nordrhein-westfälischen Soest überzeugt: „Verbraucherbildung bietet uns die Chance, die Schülerinnen und Schüler noch mehr zu unterstützen, ihr Leben kompetent gestalten zu können“, sagt Hubertus Gosmann, Diplom-Handelslehrer und Stellvertretender Schulleiter. Mit der Ausbildung zu Medienscouts und der Schülergenossenschaft „PencilMania“ will das kaufmännische Berufskolleg beispielsweise die Medien- und Finanzkompetenz ihrer Schüler:innen stärken.
Im Überblick
- Thema: Ausbildung Medienscouts / Schülergenossenschaft „PencilMania“
- Handlungsfelder: Medienbildung / Finanzbildung
- Klassenstufe: 11. und 12. Klasse (Höhere Berufsfachschule) / 1. und 2. Jahr Fachhochschulreife
- Lebensweltbezug: soziale Medien sind fester Bestandteil des Alltags der Schüler:innen; ihnen sollte bewusst sein, welche Konsequenzen – beruflich und privat – ihr Verhalten im Internet haben kann / nicht nur im anstehenden Berufsleben, auch privat ist es für junge Menschen wichtig, wirtschaftlich denken und handeln zu können
- Umfang/Dauer: 3 Schultage + Unterrichtsbesuche / 2 Schulstunden pro Woche + Verkauf während der Pausen
- Methoden: Peer-Group-Education / Peer-Group-Education + außerschulische Kooperation
Herangehensweise und Umsetzung
Innerhalb der Projekttage vor den Sommerferien bildet das Hubertus-Schwartz-Berufskolleg die Schüler:innen des Bildungsgangs „Kaufmännische Assistenten für Informationsverarbeitung“ zu Medienscouts aus. Angelehnt an das offizielle Medienscout-Konzept der Landesanstalt für Medien NRW und begleitet von einer Lehrkraft erarbeiten sich die 16- bis 19-Jährigen in den drei Tagen sowohl das dafür notwendige Medienwissen als auch ein Unterrichtskonzept. Dieses bildet die Grundlage ihrer Einsätze als Multiplikator:innen im Laufe des folgenden Schuljahres: Als solche unterstützen sie die Fachlehrkräfte, wenn diese mit ihren Vollzeitklassen die Möglichkeiten aber auch Risiken sozialer Medien im Unterricht thematisieren. „Wir setzen viel auf Peer-Group-Education, weil wir immer wieder merken, dass wir die Schülerinnen und Schüler auf diese Weise besser erreichen. Sie bekommen die Themen von den eigenen Leuten, in der eigenen Sprache auf Augenhöhe vermittelt – und das ist sehr fruchtbar“, so die Erfahrung des stellvertretenden Schulleiters.
Datenschutz im Unterricht
Ein Fokus der Medienbildung durch die Medienscouts liegt auf den Themen Datenschutz und Datensicherung. „Es ist wichtig zu wissen, welche beruflichen und privaten Auswirkungen Informationen haben können, die man im Internet über sich preisgibt“, sagt Hubertus Gosmann. Die Medienscouts arbeiten unter anderem mit abschreckenden Beispielen, um die Schüler:innen zu sensibilisieren. Ein Klassiker: den eigenen Namen oder den einer Lehrkraft im Internet googeln zu lassen. „Darüber finden die Medienscouts schnell einen Zugang zu den Schülerinnen und Schülern.“ Gleichzeitig schulten die angehenden IT-Fachkräfte in der Rolle der Multiplikator:innen ihre Kommunikationskompetenz. „Das ist ein positiver Nebeneffekt, denn die später im Beruf erfolgreichen ITler sind diejenigen, die nicht nur programmieren, sondern auch kommunizieren können.“
Stark handlungsorientiert zeigt sich auch die Finanzbildung des Hubertus-Schwartz-Berufskollegs mithilfe der Schülergenossenschaft „PencilMania“. Seit 2013 versorgt sie die Schülerschaft mit Schreibwaren sowie mittlerweile verschiedenen Merchandising-Produkten. Verantwortlich sind die Schüler:innen des entsprechenden Differenzierungskurses, die am Berufskolleg den schulischen Teil der Fachhochschulreife im Bereich Wirtschaft und Verwaltung absolvieren. Sie organisieren das Alltagsgeschäft: den Ein- und Verkauf der Waren, die Werbung sowie Sonderaktionen, etwa zum Valentinstag oder zu Weihnachten. „Das läuft seit dem ersten Tag professionell“, so der stellvertretende Schulleiter Gosmann. Wie für eine Genossenschaft üblich gibt es beispielsweise einen Vorstand und einen Aufsichtsrat, zudem müssen sich die Lernenden jährlich der Wirtschaftsprüfung stellen.
Peer-Group-Education und außerschulische Kooperation
Die Grundsätze der Rechtsform Genossenschaft haben die Schüler:innen im Vorfeld klassisch im Fachkundeunterricht kennengelernt. Entsprechend dem Prinzip der Peer-Group-Education führen die älteren Schüler:innen, die in der Genossenschaft aktiv sind, die Neuzugänge an die Arbeit heran. Unterstützung erhalten sie dabei von Fachleuten einer bekannten Genossenschaft, der örtlichen Volksbank, die die Maßnahme „professionell begleitet“, so Gosmann. „Das Gelernte praktisch anwenden zu können, das ist Handlungsorientierung, wie man sie schöner nicht leben kann.“